Was ist ein Rigger im Shibari? Ein Blick hinter die Seile

von | 7. Feb. 2024

Im Kontext des Shibari nimmt die Person, die die Seile kunstvoll um den Körper arrangiert, eine zentrale Position ein. Diese Person wird Rigger genannt. Vergleichbar mit einem Regisseur in einer künstlerischen Inszenierung webt diese Person mit Seilen eine einzigartige Form der Verbindung. Doch anders als im dramatischen Theater steht hier nicht die Theatralik, sondern die subtile Kunst der Seilführung im Vordergrund.

In diesem Blogartikel werden wir tiefer in die Welt dieser Rolle im Shibari eintauchen, die Definition und Herkunft erforschen und die vielfältigen Verantwortlichkeiten anschauen. Dieser Artikel lädt dazu ein, die Feinheiten des Shibari zu entdecken und die Rolle dieser Person besser zu verstehen. Ich werde im folgenden Rigger schreiben, dabei meine ich persönlich alle Geschlecht oder und Identität.

Definition und Herkunft der Bezeichnung Rigger

Der Begriff „Rigger“(engl. Seiltechniker) im Shibari bezieht sich auf die Person, die für das kunstvolle und sichere Fesseln während einer Session verantwortlich ist. In der Ursprungsform des Shibari, auch als Kinbaku bekannt, spielte der Rigger eine zentrale Rolle bei der Inszenierung von Szenen. Die Kunst des Fesselns wurde über Generationen hinweg von Meistern an ihre Schüler weitergegeben. Die Bezeichnung Rigger, wird allerdings nicht nur bei Bondage verwendet.

Rigger Shibari
Rigger Shibari Julia Seifried

In folgenden Bereichen wird Rigger (Seiltechniker) noch verwendet:

  • Veranstaltungsrigger = ein Höhenarbeiter in der Veranstaltungstechnik
  • Rigger = Seiltechniker bei Baumfällungen und -pflege (Seilunterstützte Baumklettertechnik)
  • Rigger oder Takler = ein Beruf im Schiffbau 
  • Aerial Rigger = Seiltechniker für Theater- oder Showproduktionen
  • Stunt Rigger = Seiltechniker für Film-, Fernseh- oder Theaterproduktionen

Die Verantwortlichkeiten des Riggers

Ein erfahrener Rigger trägt die Verantwortung für mehr als nur das bloße Anwenden von Knoten. Seine Rolle erstreckt sich über die Sicherheit und das Wohlbefinden des Ropemodels hinaus. Von der sorgfältigen Vorbereitung der Seile bis hin zur klaren Kommunikation vor, während und nach der Session – der Rigger agiert als Hüter des emotionalen und physischen Gleichgewichts. Die Schaffung eines vertrauensvollen Raums, in dem das Ropemodel sich öffnen kann, ist ein wesentlicher Bestandteil der Verantwortlichkeiten eines Riggers.

Knotenkunde für Rigger

Shibari-Knoten sind nicht nur Mittel zum Zweck, sondern ein Ausdruck künstlerischer Kreativität und Präzision. Der Rigger muss nicht nur die grundlegenden Knoten beherrschen, sondern auch:

  • Ihre Anwendung in verschiedenen Situationen
  • Anatomische Grundkenntnisse des menschlichen Körpers
  • Verständnis für den Bewegungsablauf und -radius des Körpers

Von einfachen Bindungen bis hin zu komplexen Mustern ermöglicht die Knotenkunde dem Rigger, einzigartige und ästhetisch ansprechende Fesselungen zu schaffen. Es ist die Fusion von Technik, Verständnis und Kunst, die den Rigger zu einem Handwerker seiner eigenen fesselnden Welt macht.

Grundknoten Shibari
Double Column Tie an den Händen

Die Rolle des Vertrauens

Das Fundament jeder erfolgreichen Shibari-Session ist das Vertrauen zwischen Rigger und Ropemodel. Der Rigger ist nicht nur derjenige, das physische Fesseln durchführt, sondern auch ein emotionaler Leitfaden. Das Vertrauen, das zwischen den beiden aufgebaut wird, ermöglicht die Hingabe und Offenheit, die für eine tiefgreifende Shibari-Erfahrung entscheidend sind.

Ein Rigger, der das Vertrauen seines Ropemodels gewinnt, schafft nicht nur eine sichere Umgebung, sondern auch eine Plattform für die Entfaltung von Intimität, künstlerischer Ausdrucksweise und Persönlichkeitsentfaltung.

Kreativität und Individualität im Fesselungsstil

Jeder Rigger bringt eine einzigartige Perspektive und Kreativität in seine Fesselungen ein. Vom Auswahl der Seile über die Führung des Seiles bis zur Gestaltung der Knoten – die Individualität des Riggers spiegelt sich in jedem Aspekt seiner Kunst wider. Kreativität im Fesselungsstil ermöglicht es, nicht nur physische Verbindungen herzustellen, sondern auch emotionale und ästhetische Ebenen zu erkunden.

Die Fähigkeit, sich kreativ auszudrücken, macht den Unterschied zwischen einem einfachen Fesselakt und einer kunstvollen Shibari-Session aus.

Weitere Bezeichnungen für die fesselnde Person

  • Bondage-Künstler: Der Begriff „Bondage-Künstler“ beschreibt einen Künstler, der sich auf die Kunst des Bondage spezialisiert hat. Durch die Verwendung von Seilen oder anderen Materialien schafft der Bondage-Künstler eine visuelle Darstellung. Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass Bondage zwar die japanische Fesselkunst mit einschließt. Allerdings nicht bedeutet, dass wenn jemand Bondage praktiziert, gleichzeitig auch Shibari kann! Dies ist ein großer Unterschied.
  • Bakushi (japanisch): Wird oft als „Fesselmeister“ übersetzt. Eine andere Form dieses Begriffs ist „Kinbakushi“, aber den hört man seltener. Japanisch ist ziemlich knapp und Begriffe, die aus vielen japanischen Schriftzeichen bestehen, werden meistens so kurz wie möglich gehalten. Der Begriff Bakushi wird sowohl von denen verwendet, die sich selbst so bezeichnen, als auch als Beschreibung für eine bestimmte Rolle.
  • Shibarist: Dieses Wort ist eine Ableitung aus dem Wort Shibari und bezeichnet den fesselnden Part. Diese Bezeichnung wird aus meiner Wahrnehmung heraus kaum verwendet.

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