Je unbekannter Dinge für Menschen sind, desto dichter ist der Nebel. Viele Missverständnisse können entstehen. So auch bei Shibari. Um die japanische Fesselkunst kreise viele Falschannahmen und Missverständnisse. Bei einige davon möchte ich für Dich heute den Nebel lichten und Dir mein Verständnis von Shibari näher bringen.
Missverständnis: Shibari wird nackt praktiziert
Einer der großen Mythen, gerade auch bei Beginnende ist, dass Shibari nackt praktiziert werden muss. Das Gegenteil ist allerdings der Fall. Im Ursprungsland von Shibari, Japan, gehört die Kleidung sogar zur Inszenierung dazu. Die Ropemodels tragen oft sehr traditionelle Kimonos.
Bei Shibari kann alles getragen werden, wichtig ist nur, es muss sicher sein, bequem und darf die Bewegung nicht einschränken. Von Ballkleidern bis hin zu Unterwäsche, alles ist erlaubt, wohlfühlen steht an erster Stelle. Die Kleidung kann auch hier ein Teil des Selbstausdruckes sein. Dies darf Rigger und Ropemodel individuell entscheiden.
In der Regel wird in enganliegender Kleidung (Yoga, Sport) gefesselt. Für Fotoshootings werden eher „feinere Kleidung“ verwendet.
Missverständnis: Dicke bzw. ungelenkige Menschen können nicht gefesselt werden
Eine der größten Falschannahmen überhaupt und ich bin ehrlich, auch ich unterlag diesem Trugschluss. Da ich mich selber zu dick und ungelenkig zähle. Doch wie sehr lag ich da bitte falsch? Es ist richtig, nicht jede Fesselung passt zu jedem Menschen. Auch bei Shibari gibt es Standards. Doch wir Menschen sind nicht Standard, sondern super individuell, so auch unsere Körper.
Jeder Körper, egal wie hoch und breit, gelenkig bis eingeschränkt, kann gefesselt werden. Die Technik, die Länge des Seiles und die Hilfsmittel dürfen einfach an das Model angepasst werden. Wenn Du online Fesseln lernst, musst Du dies selber herausfinden. In Workshops vor Ort kann Dir dabei die Workshopleitung helfen, wenn diese dafür offen ist.
In meiner Arbeit, sei es online oder vor Ort, ist dies ein wichtiger Grundpfeiler. Alle Fesselungen werden individuell auf die Models angepasst.
Alle Menschen und Körper sind bei mir willkommen!
Meine Anfängerworkshops sind vom Konzept einzigartig. Du lernst nicht nur Knoten, sondern auch, wie Du Verbindung mit Deinem Partner / Deiner Partnerin aufbaust.
Shibari ist mehr als Knoten lernen und diese an einen Körper legen!
Missverständnis: Bei Shibari werden Körperflüssigkeiten ausgetauscht
Bei Shibari in seiner reinen Form liegt der Fokus auf Fesselung durch Seil, nonverbale Kommunikation, emotionale und mentale Intimität zwischen Rigger und Ropemodel. Natürlich können Rigger wie auch Ropemodel entscheiden, ob sie Elemente aus ihrer Sexualität (z.B. Oralverkehr, BDSM-Elemente etc.) mit einbauen wollen.
Bei Workshops und bei den meisten Fesselstammtischen bzw. -Treffen ist diese Elemente meistens verboten. In den eigenen Vier-Wänden kann ausgelebt und kombiniert werden, was man möchte.
Missverständnis: Bei einer Shibari Session ist Sex Pflicht
Was ist denn Sex? Ich habe gelernt und auch verstanden, dass jeder Mensch etwas anderes unter Sex versteht und dies definiert. In diesem Absatz ist mit Sex Vorspiel, Oralverkehr und Penetration gemeint. Generell ist zu sagen, dass es bei Shibari drei Pflichten gibt:
- Gefesselt wird mit Seil
- Es gibt eine fesselnde Person (Rigger)
- Es gibt eine gefesselte Person (Ropemodel)
Dabei ist wichtig zu betonen, dass Rigger auch gleichzeitig Ropemodel sein kann. Shibari kann nämlich auch alleine, ohne Partner, praktiziert werden.
Missverständnis: Shibari ist immer schmerzhaft
Shibari hat unterschiedliche Facetten und Techniken. Je nachdem, was mit dem Partner/in vereinbart wurde, kann von sehr sanft/kuschlig zu schmerzhaft/ sadistisch (Semenawa), von entspannt zu herausfordernd gefesselt werden.
Aus diesem Grund ist es essenziell, mit dem Fesselpartner ein Konsensgespräch zu führen. In diesem muss abgeklärt werden, wie die Shibari Session sein soll UND welche Art von Shibari gefesselt werden darf und welche nicht.
Missverständnis: Shibari ist pervers
Shibari gehört zur Sparte BDSM. Das B steht für Bondage. In der Vergangenheit wurde BDSM generell als etwas Perverses angesehen. Einfach, weil es außerhalb der Norm und noch recht unbekannt ist. Im Schwäbischen gibt es das Sprichwort „Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht“. So ist es für mich gefühlt allerdings mit allem. Was der Mensch nicht kennt, ist erst mal pervers, vor allem, wenn es in Richtung Sexualität geht.
Doch gibst Du Shibari eine Chance, erfährst, wie es sich anfühlt, im Seil zu sein, oder wie es ist, mit Deiner Beziehungsperson Verbindung durch Seil aufzubauen, bin ich der festen Überzeugung, Deine Meinung über Shibari wird sich sehr schnell ändern.
Missverständnis: Shibari kann nur mit zwei oder mehr Person ausgeübt werden
Natürlich ist es ein wunderbares Gefühl, wenn man von einem anderen Menschen gefesselt wird, bzw. man einen anderen Menschen fesseln darf. Doch Du brauchst niemanden, damit Du Dich im Seil wunderbar fühlst. Shibari kann nämlich auch alleine praktiziert werden.
Rigger und Ropmodel werden zu einer Person. Natürlich gilt es auch hier, bestimmte Fesselungen können alleine nicht angewandt werden. Die Fesselungen müssen angepasst werden. Es gibt sogar spezielle Fesselungen für Solo-Fesselnde. Somit benötigst Du nicht zwingend einen anderen Menschen um in die Welt von Shibari eintauchen zu können.
Missverständnis: Bei Shibari geht es um die perfekte Knoten- und Ausführungstechnik
Optik und Schönheit spielt bei Shibari eine Rolle, doch nicht die einzige. Emotionalität und Intimität sind genauso ein Bestandteil davon. Was Schönheit ist, definiert jede Person anders. Einige finde es schön, wenn Knoten und Seillage in einer Flucht auf dem Körper anliegen. Andere hingegen sehen die Schönheit darin, wie das Model im Seil sich bewegt. Andere sehen was ganz anderes.
Es gibt keine Shibari-Polizei, es gibt keine Shibari Richtlinien, welche sagen, was die perfekte Ausführung ist. Bei Shibari bist Du absolut frei und kannst Deiner Kreativität freien Lauf lassen. Natürlich wird es immer Menschen geben, die ihr Schönheitsideal als das perfekte Ideal ansehen und beginnen Dich zu kritisieren. Aus Erfahrung kann ich sagen: Ignorieren und einfach weiter machen. Es ist schließlich Dein Ausdruck von Schönheit, Technik und Kunst. Die Sicherheit muss natürlich bei allem immer gewährleistet sein.
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