Wie bin ich zu Shibari gekommen? Meine persönliche Geschichte

von | 13. Feb.. 2024

Ich werde immer wieder gefragt: „Julia, wie bist du eigentlich zu Shibari gekommen?“ Und tatsächlich muss darüber nicht lange nachdenken, denn meine erste Erfahrung mit Shibari und dem Seil ist sehr präsent. Ich hatte das Glück, dass diese Erfahrung positiv verlief, ich zu diesem Zeitpunkt an den richten Menschen dafür geraten bin und mein Bauchgefühl mich nicht enttäuschte. Meine erste Erfahrung mit Shibari war nämlich sehr leichtsinnig und naiv.

Vorwort

Mir ist wichtig zu erwähnen, dass dies meine persönliche Geschichte und Erfahrung ist. Dies bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass dies der beste Weg ist, um Shibari kennenzulernen. Ich habe die Schattenseiten meines Weges zu Shibari bewusst weggelassen, um keine Triggerwarnung aussprechen zu müssen.

Es wird zur gegebenen Zeit einen separaten Blogartikel über die Schattenseiten der Shibari-Szene geben, welchen ich hier verlinken werde. Wenn Du mehr über meine negativen Erfahrungen von Shibari erfahren möchtest, nicht auf den Blogartikel warten kannst, kannst Du Dir die passende Podcastfolge auf Youtube oder Spotify anhören.

Das erste Kennenlernen mit Shibari

Mein Weg zu Shibari erfolgte tatsächlich über BDSM. Ich habe 2005 das Internet für mich entdeckt. Ich glaube, ich bin eine der ersten Generationen, die das Internet nutzen konnte, um Menschen in der ganzen Welt oder in ganz Deutschland kennenzulernen. Damals zahlte man noch pro Minute fürs Internet. Es war also ein etwas teures Vergnügen.

Meine „Go to“ Seiten waren damals Lycos-Chat und Spinchat. Dort kam ich dann das erste Mal mit BDSM virtuell in Berührung. Es gab ein BDSM-Chatroom, logisch, dass ich da rein gehe, kenne ich ja noch nicht. Zum Glück hatte ich damals mit einer Person Kontakt, welche mich wirklich sehr, sehr behutsam mit mir war und nicht gefährlich.

Durch diese Person bekam ich auch die Empfehlung, zur smjg zu gehen. Die BDSM-Chatrooms bei „Go to“ Seiten waren nichts für Jugendliche. Die smjg ist ein gemeinnütziger Verein, welcher deutschlandweit Jugendarbeit in den Bereichen BDSM und Sexualaufklärung leistet. Für mich war es die perfekte Anlaufstelle. Ich konnte meine spielerische Neugier endlich stillen. Kein Wunder, dass ich über diese Plattform auch meinen ersten Partner kennengelernt hatte.

Es war perfekt, mein damaliger Partner hatte dieselben Leidenschaften wie ich. Wir probierten so gut wie alles aus, was wir im Forum entdeckten. Hauptsächlich SM und DS-Praktiken. Das BD klang für mich einfach nur langweilig und ich habe es von außen betrachtet einfach nicht verstanden.

2016 kam für mich ein bisschen die Wende. Ich stand an einem Punkt, in dem ich alles auf meiner „Sex-Wanna-Do-Liste“ ausprobiert hatte, außer einer Sache. Die Sache mit dem Seil. Die Vorstellung gefesselt zu werden fand ich immer noch langweilig, aber ich wollte es auf meiner Liste abhaken können. Ich suchte also im Internet (joyclub.de) nach einer Person, welche mir diese Erfahrung schenken wollte und natürlich auch die Fähigkeiten dazu besaß.

Mein erster Rigger

Relativ schnell fand ich diese Person. Wir verabredeten uns und ich hatte das erste Mal Seil auf meiner Haut. In diesem Moment hatte ich zum ersten Mal eine minimale Verbindung zu Shibari. Doch mein Date lud mich nach der Fesselsession auf einen Fesselstammtisch in Karlsruhe ein. Ich nahm die Einladung natürlich an. Dieser Abend veränderte bei mir alles.

Auf diesem Stammtisch durfte ich das erste Mal eine Suspension (in den Seilen fliegen) erleben. Damals absolut nicht mein Favorit, weil mir danach alles weh tat. Doch was mein Herz eroberte, war das Fesseln nur mit einem Seil. Das s. g. Ichinawa. Es ist wie, wenn der Rigger und das Ropemodel miteinander tanzen und das Seil statt die Hände beide Körper miteinander verbindet. Als ehemalige Standardtänzerin war es nur logisch, dass mich die Leidenschaft fürs Seil über diese Art packt.

Nach diesem Erlebnis wollte ich mehr. Mehr Seil, mehr Erfahren, einfach mehr. Zum Glück wollte die Person, welche mich zum ersten Mal fesselte, auch mehr. Somit trafen wir uns ca. alle zwei Wochen zum Fesseln. Zusätzliche bin ich monatlich auf Fesseltreffs in Freudenstadt, Karlsruhe oder Frankfurt gegangen. Eine einfache Fahrt dauerte 60 Minuten – 4 Stunden.

Nach einer Zeit begann ich auch mit anderen Menschen zu fesseln. Ich hatte somit nicht nur ein Rigger, sondern mehrere. Ich wollte so viel Erfahrung wie möglich als Ropemodel sammeln. Sei es unterschiedliche Lehren, unterschiedliche Stile, unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Arten von Intimitäten. Ich war richtig tief in der Shibari Szene verwurzelt.

Wie ich Rigger wurde

Irgendwann meinte mein erster Rigger zu mir, „Julia, ich glaube, du könntest auch aktiv fesseln“. Dieser Satz war ein wirklicher Schock für mich. Denn seit dem ich in der BDSM-Szene unterwegs bin, war ich immer passiv. Aktiv oder dominant, keine Chance. Doch er blieb dran und irgendwann war meine Neugier geweckt, wie es wohl ist, selbst Seile an Körper zu legen.

Ich hatte damals eine gute Bekannte, welche auch von meinem Rigger gefesselt wurde. Sie stimmte zu und meinte: „Probieren wir es einfach mal zusammen aus“. Als ich sie dann fesselte, war das der Moment, in dem ich dachte: „Alright, Einbahnstraße, da komme ich nicht mehr raus! Ich lieb’s, auch diesen Weg möchte ich gehen“.

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