Polygamie, Polyamorie klingt gleich, wird fast gleich geschrieben und doch sind sie in ihrem Konzept gänzlich unterschiedlich. Was sie gemeinsam haben, es geht um Lebens- und Liebeskonzepte. Es geht um die Frage, wie möchte ich mein Leben mit anderen Menschen, welche ich liebe, führen.
Was ist Polyamorie?
Polyamorie ist ein Konzept, das auf dem griechischen Wort „poly“ für „viele“ und dem lateinischen Wort „amor“ für „Liebe“ basiert und bezieht sich darauf, romantische und/oder sexuelle Beziehungen zu mehreren Partnern gleichzeitig zu haben. Natürlich nur mit dem Wissen und Einverständnis aller Beteiligten.
Polyamorie ist nicht auf formelle rechtliche Verbindungen beschränkt. Es kann eine Vielzahl von Beziehungsstrukturen umfassen, einschließlich offener Beziehungen, Beziehungen mit mehreren Partnern und Beziehungen, die sowohl romantische, platonisch als auch sexuelle Elemente enthalten.
Schlüsselmerkmale von Polyamorie ist Offenheit, Ehrlichkeit und Kommunikation innerhalb der Beziehungen. Alle Beteiligten sollten sich bewusst sein und bestenfalls zustimmen, dass andere Partner vorhanden sind. Es sollten regelmäßige Gespräche über die Bedürfnisse, Erwartungen und Grenzen aller geben.
Polyamoröse Beziehungen können eine Vielzahl von Formen annehmen, von geschlossenen Triaden (alle drei Personen sind in romantischer oder/und sexueller Beziehung zueinander) oder Quadraden (dasselbe wie Triade nur mit vier Personen) bis hin zu größeren Netzwerken von Partnern. Was sie verbindet, ist die Anerkennung und Akzeptanz der Liebe und Zuneigung für mehrere Personen gleichzeitig.
Mir ist wichtig zu sagen, dass Polyamorie nicht dasselbe ist wie unverbindliche oder untreue Beziehungen. In polyamoren Beziehungen wird Wert auf Ehrlichkeit, Konsens und Respekt gelegt, und die Bedürfnisse und Gefühle aller Partner werden berücksichtigt.
Was ist Polygamie?
Polygamie ist ein Begriff, der aus dem Griechischen stammt und wörtlich „Viel-Ehe“ bedeutet. Es bezieht sich darauf, gleichzeitig mehrere Ehepartner zu haben. Historisch gesehen war Polygamie in verschiedenen Kulturen und Gesellschaften verbreitet und wird auch heute noch von einigen Gruppen praktiziert.
In polygamen Beziehungen kann die Struktur variieren, aber oft gibt es einen Hauptpartner, meistens ein Mann, der als primär betrachtet wird, und zusätzliche Partner, die eine sekundäre Rolle spielen (meistens die Frauen). Diese Struktur wird als Polygynie bezeichnet und war in einigen Kulturen, die sie praktizieren, mit traditionellen, religiösen oder sozioökonomischen Normen verbunden.
Tipp: TLC hat das Leben in einer polygamen Familie filmisch begleitet. Einige Staffeln sind noch online verfügbar.
Was ist der Unterschied zwischen Polyamorie und Polygamie?
Die Unterschiede zwischen Polygamie und Polyamorie sind subtil, aber entscheidend. Polygamie bezieht sich darauf, mehrere Ehepartner gleichzeitig zu haben, während Polyamorie die Idee ist, romantische Beziehungen zu mehreren Partnern gleichzeitig zu führen, jedoch ohne den institutionellen Rahmen der Ehe.
Ein bedeutender Unterschied liegt in der Struktur der Beziehungen. In der Polygamie gibt es oft eine hierarchische Struktur, in der ein Hauptpartner (typischerweise ein Mann) mehrere Ehepartner hat, die in einer rechtlichen Ehe miteinander verbunden sind.
Im Gegensatz dazu setzt die Polyamorie auf Gleichberechtigung und Kommunikation. Polyamore Beziehungen können verschiedene Formen annehmen, von geschlossenen Gruppen, in denen alle Mitglieder miteinander verbunden sind, bis hin zu offenen Beziehungen, in denen Partner außerhalb des Kerns haben können. Alle Mitglieder in einer polyamoren Beziehung werden als gleichberechtigt betrachtet, und es wird Wert auf Offenheit, Ehrlichkeit und Konsens gelegt.
Ein weiterer Unterschied liegt in der Motivation und Philosophie hinter den Praktiken. Polygamie kann oft durch kulturelle, religiöse oder traditionelle Normen motiviert sein, während Polyamorie eher auf persönlicher Freiheit und Selbstbestimmung basiert. In der Polygamie geht es oft um die Erfüllung sozialer oder familiärer Erwartungen, während Polyamorie mehr um die Erfüllung individueller emotionaler Bedürfnisse und Begehren geht.
Polykül bei Polyamorie und Polygamie
Das Konzept des Polyküls kann sowohl in der Polygamie als auch in der Polyamorie auftreten.
In der Polygamie bezieht sich ein Polykül typischerweise auf eine Gruppe von Personen, die alle in einer legalen Ehe oder miteinander verbunden sind. Zum Beispiel könnte ein Ehemann sein, der mehrere Ehefrauen hat, die alle miteinander verbunden sind. Dieses Polykül würde die Ehepartner einschließen, die in einer hierarchischen Struktur organisiert sind, wobei der Ehemann oft als Hauptpartner betrachtet wird. Die Beziehungen zwischen den Ehefrauen können variieren und reichen von enger Freundschaft bis hin zu romantischer Verbundenheit.
In der Polyamorie hingegen kann ein Polykül eine Gruppe von Personen umfassen, die sich romantisch und/oder sexuell miteinander verbunden fühlen, ohne dass rechtliche Ehen oder Partnerschaften involviert sind. Diese Gruppe könnte aus drei oder mehr Personen bestehen, die eine enge emotionale Beziehung zueinander haben und oft eine nicht-hierarchische Struktur bevorzugen, in der alle Mitglieder als gleichberechtigt angesehen werden.
Rechtssprechung von Polyamorie und Polygamie
- Polygamie: Im DACH-Raum sowie in den meisten Ländern dieser Welt ist Polygamie verboten und wird je nach Rechtslage strafrechtlich verfolgt. In Deutschland wird hier § 1306 BGB herangezogen.
- Polyamorie: Die Rechtslage für Polyamorie variiert je nach Land und Region. Grundsätzlich ist Polyamorie nicht verboten, jedoch kann sie in Ländern mit monogamen Ehegesetzen keine formelle Anerkennung erhalten. Dies führt zu Herausforderungen bezüglich Rechten und Pflichten wie Sorgerecht, Eigentum, Erbschaft und Versicherungsansprüchen. Alternativ können eingetragene Partnerschaften eine Lösung bieten, doch bleiben Fragen zum Kindesrecht und Sozialleistungen komplex.
Mein Fazit: Freiheit für alle
Bevor ich diesen Artikel schrieb, war ich der festen Meinung, dass es richtig ist, dass Polygamie verboten ist. Doch ist das wirklich richtig? Grundsätzlich war und bin ich der Meinung, der Staat, aka. Gesetzgeber, sollte sich nicht in Lebens- und Liebeskonzepte einmischen. Jeder Menschen sollte so leben dürfen, wie er/sie es möchte. Dazu gehört auch die Polygamie.
Aus dem Gedanken der Gleichberechtigung heraus ist es richtig, dass Polygamie verboten ist, doch dann sollte auch die Ehe zwischen zwei Menschen verboten werden, denn dort herrscht oft auch keine Gleichberechtigung und Unterdrückung, oder?
Unsere Gesetze zielen alle darauf ab, dass es nur monogame-hetero Beziehungen gibt. Doch ist dies noch zeitgemäß? Wenn sich drei Menschen lieben, warum sollten diese nicht heiraten dürfen und dieselben Rechte bekommen wie zwei Menschen, welche sich lieben? Ich rufe mit diesem Artikel nicht dazu auf, Polygamie zu praktizieren, ich möchte nur zum Nachdenken anregen, denn dies ist bei mir passiert.
Ich finde, jede Person sollte so leben und lieben können, wie es passt, ohne Einschränkungen, sondern frei. Denn wir alle wollen frei sein. Mit Polyamorie kann diese Freiheit in höchster Form ausgelebt werden. Auch wenn kein Verlangen nach mehr wie ein Partner/in besteht, den Raum dazu zu haben, dass es doch passieren kann, ist meiner Meinung nach Freiheit.
Ich persönlich lebe polyamor, auch wenn ich aktuell „nur“ eine romantisch, sexuelle Beziehung und eine platonische Beziehung führe. Ich habe die Freiheit, meinen Gefühlen nachzugehen, ohne schlechten Gewissens. Da für mich die Gefühle in einer Partnerschaft an erster Stelle stehen, benötige ich für meine Beziehungsform die Institution der Ehe nicht. Bei Dir kann das natürlich ganz anders aussehen, wir sind alle, wie bereits erwähnt individuell. Das ist sowas von gut!
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