Beim Shibari geht es weit über das rein Physische hinaus – es ist eine Kunstform der Intimität, die auf Vertrauen, Kommunikation und Respekt basiert. Bevor Du jedoch ein Seil in die Hand nimmst und Dich in diese Welt des Shibari begibst, gibt es einige wichtige Aspekte zu beachten. Von der Selbstreflexion bis zur Schaffung einer entspannten Atmosphäre sind hier sieben wesentliche Tipps, die Dir helfen, deine Shibari-Erfahrung sicherer, erfüllender und harmonischer zu gestalten.

1. Selbstreflexion und Kommunikation

Du hast Dich entschieden, Dich auf das Abenteuer Shibari einzulassen. Das Wichtigste? Kommunikation. Stell Dir vor, es ist wie eine Sprache, die Du und Dein Partner/in sprecht, nur mit Seilen.

Bevor die Seile überhaupt ins Spiel kommen, ist es super wichtig zu besprechen, was für euch beide okay ist und was nicht. Ihr baut einen Konsens auf. Es ist wie ein unsichtbarer Vertrag, in dem ihr festlegt, welche Bereiche tabu sind und was euch gefällt.

Während der Session ist Reden immer cool. Wenn sich etwas nicht richtig anfühlt oder wenn Du etwas magst, sag es! Kommunikation ist der Schlüssel zu einer großartigen Shibari-Erfahrung. Es gibt sogar spezielle Zeichen oder Worte, die ihr vorher ausmachen könnt, um zu zeigen, wenn etwas zu viel ist oder wenn alles super ist.

Wenn jemand stopp sagt oder ein vorher abgesprochenes Signal gibt (Safeword, Ampelcode), ist das wie ein rotes Stoppschild. Respektiere das immer. Und denk daran, es ist völlig okay, die Session abzubrechen, wenn sich jemand unwohl fühlt. Die Sicherheit und das Wohlbefinden aller Beteiligten stehen immer an erster Stelle!

• Übung um Kommunikation zu trainieren: Um Kommunikation zu üben, empfehle ich gerne das Zwiegespräch.

2. Vertrauensbildung zwischen den Partnern

Vor einer Shibari Session ist es essenziell, dass ein Fundament des Vertrauens zwischen den Fesselpartnern geschaffen wird. Shibari ist nicht nur eine physische Verbindung, sondern auch eine emotionale. Die einfühlsame Vorbereitung schafft Raum für Vertrauen und ermöglicht es beiden Partnern, sich in die Erfahrung hineinzubegeben, ohne sich von Ängsten oder Unsicherheiten überwältigt zu fühlen.

In der Vorbereitung von Körper und Geist liegt der Schlüssel zu einer tiefgehenden und bereichernden Shibari-Erfahrung. Diese sanfte Annäherung schafft Raum für Intimität und Entfaltung, während sie gleichzeitig die Tür zu einer Welt öffnet, in der Körper und Geist in einer einzigartigen Symbiose miteinander verschmelzen.

• Übung um Vertrauen aufzubauen: Offene Kommunikation durch das Zwiegespräch.

Wenn Du Fragen zum Thema Vertrauensaufbau in der Partnerschaft, generell Beziehung oder Shibari hast, vereinbare gerne ein 30-minütiges kostenloses Coaching Gespräch mit mir

3. Respektiere die Einwilligung

Respektiere stets die Einwilligung deines Partner/in. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Du im Voraus klar kommunizierst, dass die Grenzen jedes Einzelnen respektiert werden müssen und dass das Stoppen des Spiels ohne Wenn-und Aber möglich ist. Einvernehmliche Zustimmung bildet das Fundament jeder sicheren und respektvollen Fesselsession.

Bevor die Session beginnt, nimm Dir mit deinem Partner/in Zeit, um die Wünsche, Bedenken und Grenzen ausführlich zu besprechen. Sei offen für das, was Dein Partner/in sagt, und respektiere die Entscheidungen ohne Vorbehalt. Jeder sollte sich entspannt und wohl fühlen. Das Wissen, dass die Einwilligung respektiert wird, schafft eine Atmosphäre des Vertrauens und der Intimität.

• Mein Tipp: Denke daran, dass Einvernehmlichkeit ein kontinuierlicher Prozess ist und immer wieder überprüft werden muss, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten sich wohl und sicher fühlen

4. Gesundheit und Mobilität

Stelle sicher, dass Du und Dein Partner/in gesund und mobil seid. Shibari erfordert oft längeres Stehen oder Sitzen, und eine gute körperliche Verfassung trägt zu einem angenehmen Erlebnis bei.

Aufwärmen und Dehnen für den Rigger

Shibari erfordert von dem Rigger Geschicklichkeit und Präzision. Ein paar einfache Dehnübungen von Armen und Beinen, gefolgt von Handgelenksrotationen, schaffen nicht nur die physische Bereitschaft, sondern bereiten den Geist auch auf die Session vor. Diese Aufwärmübungen können helfen, eine Atmosphäre der Ruhe und Konzentration zu schaffen.

Entspannungstechniken für das Ropemodel

Für diejenigen, die sich in die Hände des Riggers begeben, das Ropmodel, kann die Vorbereitung mit Entspannungstechniken beginnen. Atem- sowie Dehnübungen können dazu dienen, den Geist zu beruhigen und den Fokus auf den Moment zu lenken. Dieser Teil der Vorbereitung ist nicht nur körperlich, sondern öffnet auch Türen für eine tiefere emotionale Verbindung während des Shibari-Session.

5. Notfallplan erstellen: Sicherheit an erster Stelle

Shibari ist ein Hochrisikosport und wird in die RACK-Aktivitäten (Risk Aware Consensual Kink) gruppiert. Die Annahme, dass Shibari SSC (Safe, Sane, Consensual) ist, ist ein Irrtum! Denn Shibari ist und kann nie sicher sein.

Ein Erste-Hilfe-Kit in Reichweite zu haben, insbesondere eine Scheren zum schnellen Entfernen von Seilen, ist eine kluge und notwendige Vorsichtsmaßnahme. Beide Partner sollten sich der Positionierung und Verwendung des Erste-Hilfe-Paket bewusst sein.

Darüber hinaus ist es sinnvoll, im Vorfeld einen Notfallplan zu besprechen. Dieser sollte klare Anweisungen für den Fall enthalten, dass einer der Partner sich unwohl fühlt oder es zu anderen unerwarteten Situationen kommt. Die Fähigkeit, im Notfall ruhig und besonnen zu handeln, ist entscheidend, um das Vertrauen zwischen den Partnern aufrechtzuerhalten.

Sicherheit und Kommunikation bilden die Grundpfeiler für ein gelungenes Shibari-Erlebnis. Diese Aspekte ermöglichen nicht nur ein sicheres Ausüben der Kunst, sondern fördern auch die Intimität und das Vertrauen zwischen den Partnern, wodurch Shibari zu einer tiefgreifenden und erfüllenden Erfahrung wird.

Folgende Inhalte sollte meiner Meinung das Erste-Hilfe-Kit haben: Sicherheitsschere, Traubenzucker, Wollsocken, Wärmekissen und Sprachsteuerung am Handy aktiviert.

6. Entspannte Atmosphäre schaffen

Schaffe eine entspannte Atmosphäre, indem du die Umgebung angemessen gestaltest. Musik, Beleuchtung und Komfort spielen eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden. Es ist wie die Bühne für ein großes Theaterstück – die Atmosphäre zählt!

1. Privatsphäre ist König: Zuerst einmal, sorg dafür, dass ihr euch in einem privaten Raum befindet. Shibari ist eine intime Angelegenheit, also wählt einen Ort, an dem ihr euch wohl fühlt und ungestört sein könnt. Das könnte euer Schlafzimmer oder ein abgeschiedener Raum sein.

2. Entspannte Vibes: Mach den Raum gemütlich. Kerzenlicht, gedimmtes Licht oder sanfte Beleuchtung sowie ein Raumduft schaffen eine entspannte Atmosphäre. Denk daran, dass es um Genuss und Entspannung geht – also haltet die Beleuchtung angenehm.

3. Sichere Aufhängungspunkte oder Möbel: Wenn Du eine Suspension planst, stell sicher, dass die Hängepunkte sicher und stabil sind. Wenn Du spezielle Möbel für Shibari hast, ist das auch super. Sicherheit geht vor, also prüfe, ob alles gut befestigt ist.

4. Bequeme Unterlagen: Leg einige weiche Unterlagen oder Kissen bereit. Ob ihr sitzt, liegt oder steht – es sollte sich gemütlich anfühlen. Shibari kann eine Weile dauern, also macht es euch bequem.

5. Musik für die Seele: Überleg Dir eine Playlist mit entspannender Musik. Das kann helfen, eine gute Stimmung zu schaffen und die Nerven zu beruhigen. Wähle etwas, das zu euch beiden passt.

6. Checkt die Temperatur: Es kann warm werden, wenn ihr in Action seid. Stellt sicher, dass die Raumtemperatur angenehm ist. Ihr wollt euch entspannen, nicht schwitzen oder frieren. Denkt daran, der Raum ist euer Spielplatz für diese besondere Zeit. Gestaltet ihn so, dass er zu euren Wünschen und Vorstellungen passt. Macht es euch gemütlich.

7. Workshops, Schulungen, Ressourcen

Wenn Du neu in der Welt des Shibari seid, keine Sorge! Jeder fängt mal klein an. Startet mit den Grundlagen, lerne die verschiedenen Knoten kennen. Es ist wie ein neues Handwerk, bei dem Du mit jedem Knoten mehr Geschick entwickelst.

Vielleicht bist Du schon etwas erfahrener und möchtest Dein Können vertiefen. Schau Dir fortgeschrittener Techniken an und probiert neue Knoten aus. Denk daran, es geht nicht darum, alles auf einmal zu können. Schritt für Schritt, und Du wirst sehen, wie sich Dein Repertoire erweitert.

Es gibt viele großartige Lernressourcen da draußen. Online-Tutorials, Bücher oder Workshops können Dir helfen, Dein Wissen zu vertiefen. Such nach verlässlichen Quellen und wählt diejenigen, die zu Deinem Lernstil passen.

Denk daran, es geht nicht nur um die Technik, sondern auch um die Verbindung zu Deinem Partner/in. Kommunikation ist der Schlüssel, und je besser ihr euch versteht, desto angenehmer wird eure Shibari-Erfahrung.

Wenn Du Dein Erfahrungsniveau aufpeppen möchtest, kannst Du auch von anderen lernen. Tausch Dich mit erfahrenen Shibari-Enthusiasten aus, nimm an Veranstaltungen oder Stammtischen teil. Die Gemeinschaft kann eine reiche Quelle für Tipps und Tricks sein, die nicht unbedingt in Büchern stehen. Eine der größten Shibari Communitys findest Du bei joyclub.

Erfahrung sammelt man nicht nur durch Übung, sondern auch durch das Verständnis der emotionalen und psychologischen Aspekte des Shibari. Lerne, die Bedürfnisse und Grenzen Deines Partner/in zu respektieren, und schaff eine Atmosphäre des Vertrauens und der Intimität.

Denk daran, Fehler sind okay! Jeder macht sie, besonders am Anfang. Sie sind Teil des Lernprozesses. Sei geduldig mit Dir selbst und mit Deinem Partner/in. Die Reise des Shibari ist ebenso eine Reise der Selbstentdeckung und des Wachsens.

Egal, ob Du ein Neuling bist oder bereits Erfahrung hast, die Welt des Shibari bietet unendliche Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Halte die Neugier am Leben!