Obwohl meine Positionierungsänderung noch nicht ganz so lange her ist und ich noch nicht wirklich lange in der Branche bin, möchte ich dennoch meine Prognose für 2024 veröffentlichen. Mal schauen, ob es stimmt oder ob ich komplett daneben liege 🙂
Meine Prognose für die Branche Sexualität, BDSM, Beziehungen
Generell bin ich der Meinung, dass 2024 das Hauptaugenmerk bei folgenden Themen liegt wird:
- Beziehungsmodelle und Beziehungskonzepte: Bereits in den letzten Jahren wurde die klassische Beziehungsform Monogamie infrage gestellt und neue Beziehungsmodelle und -konzepte erforscht. Ich bin der Meinung, dies wird 2024 weiter gehen und mehr Menschen werden ihr eigene Beziehungskonzept hinterfragen. Es werden mehr bewusste Entscheidungen zu Beziehungsmodellen getroffen, als das klassische Vorbild „Monogamie“ einfach zu übernehmen ohne zu prüfen, ob dieses Modell zu einem passt. Hier sehe ich gleichzeitig eine große Gefahr, dass sie ein Paar auch auseinander entwickeln könnte, sollte dieses Hinterfragen nicht auf Augenhöhe geschehen und nur ein Partner sich auf die Suche begibt, ohne den Partner mitzunehmen.
- Mehr Intimität in den Alltag bringen: Ich habe beobachtet, wie Menschen sich aktuell sehr im Außen befinden, sich um ihre Mitmenschen kümmern und sich gar für diese aufgeben. Dabei bleibt die Intimität zwischen dem Partner und sich oder die Intimität zu sich selbst auf der Strecke. 2024 werden mehr Menschen sich nach Intimität zum Partner bzw. zu sich selbst sehen und danach suchen. Mehr wahre tiefe Verbindung zu sich und ggf. zum Partner statt Oberflächlichkeit. Gleichzeitig auch seinen Bedürfnissen nachgeben und folgen, bestenfalls ohne schlechten Gewissens.
- Queerness und Sexualität: Queerness ist längst in unserem Alltag angekommen. In den Mainstream Medien kommt man an diesem Thema nicht mehr vorbei. Sei es durch Gendern oder und das Zeigen von Menschen, welche sich zur LGBTQ+-Community zählen. Ich glaube, 2024 wird sich diese Sichtbarkeit weiter erhöhen. Dadurch verändert sich auch ein Teil der Sexualität und unser Verständnis von Sexualität. Es gibt so viel mehr in der Sexualität als das klassische „rein raus“. Ich bin der Meinung, dieses „mehr“ wird 2024 weiter entdeckt.
- Erkunden neuer Ufer: Ich glaube, Menschen sind es leid, die Wege zu gehen, die deren Eltern, Großeltern etc. bereits gegangen sind. 2024 wird daher aus meiner Sicht das Jahr des „was gibt es denn da noch?“ sein. Auf Abenteuerreise gehen, nicht bekanntes ausprobieren, spielen ohne Druck und Erwartungen.
Was bedeutet dies nun für mich in 2024?
Mein Fokus für 2024 in meinem Business liegt bereits auf dem Thema „sich ausprobieren und spielen“. Nicht umsonst lautet mein Claim „Never top old to play“. Im Mai wird es ein Anfänger Shibari Workshop in München geben. Der Workshop in Oberndorf am Neckar ist in Planung. In diesen Workshops ist nicht nur Shibari das Thema, es wird auch darum gehen, wie mentale Verbindung mit dem/der Partner/in aufgebaut werden kann. Ggf. wird es diesen Workshop auch online geben. Darüber habe ich allerdings noch keine Klarheit.
Gleichzeitig möchte ich auch 1:1 Coachings anbieten, um Menschen bei den o. g. Themen zu helfen. Ich glaube es ist sehr unterstützend, eine dritte Person im Boot zu haben, welche neutal ist und von außen auf die Partnerschaft schauen kann. Die Partner gemeinsam und individuell bei ihren Prozessen und Veränderungen unterstützt.
Meine Coachings möchte ich dabei nicht nur auf Hetero-Paare beschränken. Meine Coachings sollen für alle Menschen zugänglich sein. In diesen Coachings kann es um Sexualität, Intimität, Beziehungskonzepte und BDSM gehen. Ganz individuell.
Individualität und Verspieltheit wird aus meiner Sicht, der Schlüssel für 2024 sein! Ernsthaftigkeit, Druck und 0815-Angebote sind nicht mehr zeitgemäß. Aus diesem Grund werden meine zukünftigen Angebote mit viel Leichtigkeit und auch mit einem Augenzwinkern inhaltlich aufgearbeitet sein. Sexualität und Intimität ist mehr als Reproduktion. Es ist ein Ausprobieren und dies geht am einfachsten mit Spaß und Leichtigkeit.
Eine Prognose ist gut – mehrere sind besser! Deshalb habe ich drei weitere Experten im Bereich BDSM Coaching und gefragt: Was wird sich für 2024 im Bereich BDSM, Sexualität und Beziehungen verändern? Hier sind ihre Antworten:
David Matas aka. In.Di.Go – Öffnen für die eigene Schöpfungskraft
David Matas Vision ist eine Welt, in der wir mehr präsent sind.
In Coachings, Beratungen und (Prozess-)Begleitungen wird es mehr Offenheit für psychologische und spirituelle Einflüsse geben. BDSM- und Poly-Klischees werden vermehrt aufgebrochen. Sexualität und Bindungen werden verspielter und sinnlicher. Wir öffnen uns mehr für die immense Schöpfungskraft unseres individuellen und kollektiven Unterbewusstseins im Leben, in der Sexualität mit und in Beziehung zu uns selbst und anderen Menschen.
Mistress Ella Narcotic – Der Trend geht weg von harten Strafen, Züchtung und Folter
Miss Narcotic ist eine klassische und empathisch Domina
Die Welt ist im Wandel. Ich denke, dass Langsamkeit immer mehr in den Trend kommt. Auch Methoden, die Heilung bringen und bei denen man sich fallen lassen kann. Durch meine Arbeit im professionellen BDSM Bereich erkenne ich immer mehr, dass der Trend weg von harten Strafen, Züchtung und Folter geht. Mehr entwickelt es sich in eine softe Richtung, in der der andere einen Raum sucht, in dem er sich vertrauensvoll fallen lassen kann.
Indem er seine Wünsche frei von Bewertungen äußert und verstanden wird. Ebenso immer mehr zeigt sich die Kraft des Matriarchates und dass die ursprüngliche Kraft von Mutter Natur doch der Kern des Lebens ist. Man muss es sich nur erlauben, seine sanfte Seite zu zeigen, um endlich ankommen zu können. Wie jeder ankommt, das ist so facettenreich und individuell wie jeder einzelne von uns.
Janne Jacobi – Sexualisierte Gewalt wird gesellschaftlich extrem hochkochen
Janne Jacobi begleite zum Thema sexualisierte Gewalt
Ich glaube, als Gesellschaft werden wir zunehmend an den Ansprüchen der Leistungsgesellschaft scheitern. Da sexuelle Sozialisierung innerhalb dieser Leistungsgesellschaft passiert, wird auch Sexualität so, wie sie ist und war, zunehmend erschöpfend und ermüdend sein. Diese Entwicklung wird ziemlich wahrscheinlich zu einer Spaltung in zwei Gruppen führen: Diejenigen, die sich als Reaktion darauf stark von Sexualität zurückziehen, vor allem aufgrund von Überforderung mit ihren Wunden und Emotionen, und diejenigen, die intensiver in Sexualität und sexpositive Räume eintauchen.
Die Aufgabe von Menschen, die im Bereich Sexualität arbeiten, besteht meiner Meinung nach nicht darin, sich ausschließlich in ihrer Blase zu bewegen, sondern aktiv zu überlegen, wie Brücken geschlagen werden können zu allen, die Überforderung, Schmerz und Druck spüren. Enttabuisierung sollte in der breiten Gesellschaft stattfinden und das erreichen wir nicht, indem wir „nur“ in sexpositiven Räumen spielen und uns verbinden.
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