Warum Suspension der schlechteste Start ist, um Shibari zu entdecken

von | 21. Feb.. 2025

Fesseln ist eine faszinierende Kunst – sinnlich, tiefgehend und voller Möglichkeiten, Nähe und Intimität zu erfahren. Doch es gibt eine unbequeme Wahrheit, die oft übersehen wird: Für Neugierige ist eine Suspension die schlechteste Art, Shibari kennenzulernen und die Wirkung von Seilen am eigenen Körper zu erfahren.

Viele Menschen sehen beeindruckende Bilder von schwebenden Körpern in kunstvollen Seilen und denken: „Das will ich auch!“ Doch die Realität ist, dass eine Suspension alles andere als ein idealer Einstieg ist – und in vielen Fällen sogar abschreckend wirken kann. 

Warum eine Suspension für Beginnende ungeeignet ist

Hohe körperliche und mentale Belastung

Eine Suspension ist eine extreme Erfahrung für den Körper und das Nervensystem. Selbst wenn sie technisch sicher ausgeführt wird, ist sie intensiv – nicht nur für die Person im Seil, sondern auch für den Rigger. Wer mit Fesseln beginnt, ist oft nicht darauf vorbereitet, was es bedeutet, den Körper in einer Suspension zu erleben. 

Das Nervensystem kann in einen Freeze-Zustand geraten

Viele unterschätzen die neurologische Reaktion auf Suspension. Wenn der Körper nicht gewohnt ist, in eine Suspension gehalten zu werden, kann das Nervensystem in den sogenannten „Freeze-Modus“ umschalten – eine Schockreaktion, die von Überforderung bis hin zu Panik reichen kann. Plötzlich ist nichts mehr spielerisch oder erotisch, sondern es entsteht ein Gefühl des negativen Kontrollverlusts. 

Schmerz ist fast unvermeidbar

Suspensionen sind zu 80 % schmerzhaft (meine Erfahrung)– nicht lebensgefährlich, aber intensiv. Wer keine Erfahrung mit Seildruck, Körperhaltung und der eigenen Schmerzgrenze hat, kann von diesem neuen Gefühl schnell überwältigt sein. Das Problem: Eine negative erste Erfahrung kann dazu führen, dass Du ggf. nie wieder etwas mit Seilen zu tun haben willst.

Emotional Release Shibari

Auch für Rigger eine Herausforderung

Nicht nur das Model kann in eine Überforderung geraten – auch der Rigger steht vor großen Herausforderungen. Seilhandling, Körpergewicht, Balance, Nervenverläufe und Sicherheitsaspekte – all das muss beachtet werden. Wer diese Grundlagen nicht beherrscht, geht ein unnötiges Risiko ein.  

Was stattdessen der beste Einstieg ist

Bodenfesselungen statt Suspension

Bodenfesselungen bieten die Möglichkeit, die Grundlagen von Seilhandling, Knoten und Körpergefühl zu lernen, ohne dabei in einen Zustand der Überforderung zu geraten. Hier können Vertrauen, Intimität und die Freude am Fesseln wachsen, bevor man sich an Komplexe Techniken wagt.

Seilhandling und Sicherheit zuerst

Bevor es ans Hängen geht, sollte man das Seil fühlen, führen und verstehen können. Das bedeutet: Wie bewegt sich das Seil? Wie reagiere ich auf Widerstand? Welche Knoten sind sinnvoll? Wer diese Dinge beherrscht, wird sich auch später in komplexeren Fesselungen sicherer fühlen.

Fesseln lernen Julia Seifried

Verstehen, was mit dem Körper passiert

Fesseln ist eine körperliche Erfahrung – und jede*r reagiert anders. Bevor man sich in eine Suspension begibt, sollte man erstmal lernen, was Seile mit dem eigenen Körper, Geist und Seele machen. Wie fühlt es sich an, fixiert zu sein? Wie verändere ich meine Haltung? Was löst Druck auf den Körper aus? Wie verändert sich die Atmung, wenn das Seil festgezogen wird? Erst wenn diese Grundlagen verstanden sind, macht eine Suspension Sinn.

Fazit: Erst die Basis, dann die Luft 

Fesseln ist eine Reise. Und wie bei jeder Reise ist es klug, mit sicheren ersten Schritten zu beginnen. Wer zu schnell zu viel will, riskiert, dass aus einer faszinierenden Erfahrung eine abschreckende wird. Daher: Erst Bodenfesselungen, erst Seilhandling – dann vielleicht irgendwann eine Suspension. Aber nur, wenn der Körper, das Nervensystem und das Vertrauen bereit dafür sind. 

Ich weiß, Du willst das nicht hören. Ich weiß, es gibt Workshops welche Dir in 1–3 Tagen vermitteln können, wie Du eine Suspension fesseln kannst. Ich bin der festen Überzeugung, dass Du das kannst. Doch es geht hier nicht um Können. Es geht darum, vor allem dem Körper und dem Geist die Chance zu geben. Sich an das Seil zu gewöhnen.

Schließlich lernen wir auch erst krabbeln und alles was da dazu gehört, bevor wir laufen. Aus meiner Sicht geht es beim Fesseln Verbindung, Kontakt mit der Beziehungsperson, Intimität. Das entsteht definitiv nicht, wenn das Erste, was Du lernst und ausprobierst eine Suspension ist.

Genau aus diesem Grund fessle ich meine Kunden in einer Coming Home Session erst nach der 3 – 4 Session in eine Suspension.

💬 Was sind Deine Erfahrungen? Hast Du Dich schon einmal in einer Suspension überfordert gefühlt – oder hast Du von Anfang an langsam aufgebaut? Schreib es in die Kommentare!

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