Immer wieder werde ich gefragt, wie eine Shibari Session denn überhaupt abläuft. Das ist garnicht so leicht zu beantworten. Eine Shibari Session ist nämlich sehr individuell. Dennoch versuche ich eine Session darzustellen. Dabei teile ich die Session in drei Teile auf: vor, während und nach einer Shibari Session.
Eine Session beginnt meiner Meinung nach lange bevor überhaupt ein Seil in die Hände genommen wird.
Vor einer Shibari Session
Zwei Menschen lernen sich kennen und merken, sie mögen beide Shibari und wollen eine Session miteinander erleben. Wenn beide Menschen zustimmen, sollte folgendes abgeklärt werden:
- Wer ist ausführende/ aktive Part (Rigger/in)?
- Wer ist empfangender/ passiver Part (Ropemodel/ Ropereciever)?
Nachdem die Rollen, für die eine Session klar verteilt sind (die Rollen können von Session zu Session wechseln), gibt es weitere Dinge zu klären:
- Gesundheitszustand des Ropemodels / Was muss Rigger dabei beachten und ggf. griffbereit haben?
- Ist der Gesundheitszustand des Ropemodel stabil für eine Session (Stichwort: Einnahme von Medikamenten und deren Wirkung)
- Welche körperlichen Einschränkungen hat das Ropemodel? Welche Fesselungen sind dadurch nicht möglich?
- Welche Sicherheitsvorkehrungen trifft der Rigger für einen Notfall (Schere, Messer, Siri, Notruftaste, etc.)
- Welche Intentionen hat das Ropemodel für die Shibari Session?
- Was sind No-Go’S des Ropemodels für die eine Session?
- Welche Intentionen hat der Rigger für die Session?
- Was sind No-Go’s des Rigger für die eine Session?
- Passen die Intentionen und No-Go’s zusammen?
- Gibt es ein Safeword oder wird der Ampelcode verwendet?
- Wie kommuniziert das Ropemodel, wenn etwas gut bzw. nicht gut ist?
- Wie kommuniziert der Rigger, wenn etwas gut bzw. nicht gut ist?
- Ist beiden klar, dass die Verantwortung einer Session bei beiden und nicht nur beim Rigger liegt?
- Wann beginnt und endet eine Session für Rigger und Ropemodel?
- Wie soll das Auffangen von Model und Rigger vonstattengehen?
Sind diese Frage geklärt und es besteht eine Übereinstimmung, steht einer Shibari Session nichts mehr im Wege. Sollte aus irgendeinem Grund, eine Frage von seitens des Ropemodels oder des Riggers nicht beantwortet werden wollen/ können, sollte man es sich gut überlegen eine Session mit dieser Person durchzuführen. Egal ob Rigger oder Ropemodel.
Während einer Shibari Session
Der Anfang
Wann eine Shibari Session beginnt, liegt immer im Auge des Betrachters. Die Session kann bereits beginnen, sobald Rigger und Ropemodel das Fesselzimmer betreten. Die Session kann aber auch erst beginnen, wenn beide ihre Positionen am Boden eingenommen haben. Für meine Darstellung nutze ich dieses Bild.
Das Ropemodel sitzt in der Regel auf dem Boden. Im Schneidersitz, oder auf den Knien (Seiza). Rigger sitzt entweder hinter, vor oder neben dem Ropemodel. Um ganz im Moment anzukommen, nutzt jeder Rigger unterschiedliche Tools. Einige nutzen Musik und schließen zusammen mit dem Ropemodel die Augen, andere beginnen mit kleineren Fesselungen und andere sitzen einfach einige Zeit mit dem Ropemodel da.
Ich selbst nutze meistens Musik sowie kleinere Fesselungen, um mit meinem Ropemodel einzuchecken und präsent zu werden. Den Alltag hinter uns zu lassen und in eine Art Blase mental einzutauchen. Nach den kleineren Fesselungen, viele nennen sie auch „warm fesseln“ beginnt dann meistens das Aufbauen einer Abfolge von Fesselungen (Patterns), um das Model in die Position zu bringen, welche besprochen wurden.
Der Hauptteil
Gerade zu Beginn ist aus meiner Sicht sehr wichtig, zu besprechen, was gefesselt wird. So lern man sich kennen. Wenn Rigger und Ropemodel sich besser kennen und eine Vertrauensbasis aufgebaut haben, kann auf das Besprechen, was in einer Session gefesselt wird, verzichtet werden. Dies sollte aber immer unter Konsens besprochen werden und ist super individuell.
Eine Abfolge von Fesselungen kann eine Oberkörperfesselung und eine Unterkörperfesselung nach klaren Regeln sein, welche das Ziel verfolgt, das Model fliegen zu lassen.
Eine andere Abfolge kann auch sein, nach keinen klaren Regeln zu fesseln und rein dem Flow und der Intuition zu folgen. Ein Abenteuer für Rigger und Ropemodel, da beide nicht genau wissen, wohin die Reise führt. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass solche Fesselung für Suspension (Fliegen) nicht geeignet sind. Sie eignen sich rein für das Spiel auf dem Boden!
Zu jedem Zeitpunkt einer Shibari Session kann kommuniziert werden. Sei es verbal oder nonverbal. Es ist wichtig, dass es beiden während der Session gut geht und der Konsens gewahrt wird.
Für viele gehört das Abfesseln eines Ropmodels ebenfalls zur Shibari Session dazu. Meiner Meinung nach sollte das Abfesseln genauso eine große Aufmerksamkeit in der Session bekommen wie das Anfesseln. Aber auch dies ist sehr individuell und kommt auf Rigger sowie Ropemodel an.
Das Ende
Ein weiterer wichtiger Bestandteil einer Shibari Session ist meiner Meinung nach das Auffangen (Aftercare) auf emotionaler, körperlicher und psychischer Ebene. Sobald das Ropemodel komplett abgefesselt ist, ist es wichtig, das Model so aufzufangen, wie es besprochen wurde.
In den meisten Fällen geschieht dies durch das Halten des Ropemodels, bis dieses das vereinbarte Zeichen dem Rigger gibt. Bei diesem Halteprozess kann es vorkommen, dass das Ropemodel auf emotionaler und psychischer Ebene die Session verarbeitet und beginnt zu weinen, zu zittern, zu frieren oder tiefe Atemzüge macht.
Sobald das Ropemodel auch mental wieder „angekommen“ ist gilt es für den Rigger da zu sein und diesen aufzufangen, sollte dies besprochen worden sein.
Nach dem Auffangen sollte geprüft werden, ob das Ropemodel körperliche Einschränkungen durch die Session erhalten hat. Ebenfalls kann es eine Feedbackrunde von Rigger und Model geben. Dort wird im Nachgang besprochen, wie die Shibari Session für jeden einzelnen empfunden wurde und ob es Verbesserungen geben könnte.
Nach einer Shibari Session
Eine Shibari Session endet bei mir, nachdem beide die Session für beendet erklären. Dies kann mit einer Tasse des Lieblingsgetränkes besiegelt werden. Danach sollten beide mehrere Tage nach der Session im Austausch bleiben bzw. erreichbar sein, sollte es für Rigger oder Ropemodel s. g. Flashbacks geben. Körperlich oder/ und mental.
Eine sichere Shibari Session kann somit kein „One-Night-Stand“ sein. Denn wenn beide, Rigger und Ropemodel, verantwortungsvoll sind, sind diese nach dem Beende der Fesselung über mehrere Tage im Austausch über ihren Zustand und Veränderung.
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