Offene Beziehungen und polyamore Verbindungen sind gerade in aller Munde. Gefühlt öffnet gerade jede monogame Beziehung ihre Pforten. Doch in den meisten Fällen wird diese Öffnung nicht nachhaltig praktiziert, nicht hinterfragt und geschieht ggf. nicht einvernehmlich.
Diese 3 Schritten sollen Dir dabei helfen, Klarheit zu bekommen, ob es für Dich und Deine Beziehungsperson wirklich gut und einvernehmlich ist, Eure Partnerschaft für andere Menschen zugänglich zu machen, oder ob vor der Öffnung noch ein paar Dinge zu klären sind. Die Erfahrung eine Partnerschaft zu öffnen soll sich für Dich und Deinen Partner/in positiv und erweiternd anfühlen und nicht traumatisieren.
Selbstreflexion und Kommunikation
Bevor Du den Schritt in eine offene Beziehung machst, ist es entscheidend, dass Du Deinen eigenen Gefühlen, Motivationen und Bedenken bzgl. dieses Schrittes ehrlich reflektierst und gewaltfrei mit deinem Partner/in kommunizierst. Diese Kommunikation sollte nicht über Messager oder Telefon passieren. Nimm Dir zusammen mit Deinem Partner/in Zeit, macht es Euch mit Eurem Lieblingsgetränk bequem.
Spreche offen, ehrlich und ganz verletzlich über Deine Gefühle, Motivationen und super wichtig auch Bedenken. Bei diesem Gespräch geht es nicht um gewinnen oder recht haben. Es geht vielmehr darum, dass Du mit Deinem Partner/in erst einmal eine Verbindung zu diesem Thema aufbaut. Dass ihr versteht, wer wo bei diesem Thema steht und welche Themen Euch ggf. im Wege stehen können.
Sei hier so klar und bewusst wie nur möglich. People Pleasing hilft Dir hier nicht, sondern stürzt Dich bei diesem Thema in den sicheren Abgrund.
Folgende Themen solltest Du zuerst mit Dir selbst klären und danach mit Deinem Partner/in besprechen:
- Individuelle Motivationen: Warum möchtest du die Beziehung öffnen? Was erhoffst du dir davon? Handelst Du aus der Fülle heraus oder aus dem Mangel? Nimm Dir genug Zeit, um Deine Beweggründe zu verstehen und zu kommunizieren.
Bsp. Du hast Angst Deinen Partner/in zu verlieren, wenn Du der Öffnung der Beziehung nicht zustimmst (Mangel).
- Ängste und Unsicherheiten: Finde Deine persönlichen Ängste und Unsicherheiten bezüglich einer offenen Beziehung heraus. Welche Emotionen löst der Gedanke daran in Dir aus? Wie fühlt sich Dein Körper dabei an?
- Kommunikationsfähigkeiten: Reflektiere über Deine Fähigkeit, offen und respektvoll miteinander zu kommunizieren. Bist Du in der Lage, Deine Gefühle und Bedürfnisse klar auszudrücken, ohne dabei in einer Opferrolle zu springen?
- Eigenes Glaubenssystem: Spüre Deine eigenen Überzeugungen und Wertvorstellungen in Bezug auf polyamore Beziehungen auf. Wie sieht Deine persönlichen Überzeugungen zu diesem Beziehungskonzept aus?
Einvernehmlichkeit, Regeln, Grenzen und Vereinbarungen
Ich weiß, es ist super unsexy und weniger aufregend über Regeln, Grenzen und Vereinbarungen zu sprechen. In mir kommt da immer eine trotziges Gefühl hoch: „Ich hatte genug Grenzen und Regeln in meinem Leben, es reicht“. Aber ich kann Dir sagen, was jetzt kommt, ist mehr als wichtig und wird Dir ggf. sogar den Arsch retten.
Denn, bevor Du zustimmst Deine Beziehung öffnen, musst Du zusammen mit Deinem Partner/in klare Regeln und Grenzen festlegen, um sicherzustellen, dass Dein Partner/in und Du euch wohl und respektiert fühlt. Nichts ist mieser, als in einer offenen bzw. polyamoren Beziehung das Gefühl zu haben, nicht gesehen und respektiert zu werden.
Ich habe den Vergleich, offene Beziehung ohne Regeln, Grenzen und Vereinbarungen und polyamore Beziehung mit. Ich kann Dir sagen, mit lebt es sich so viel leichter und schöner:
- Offene Kommunikation: Leg mit deinem Parter/in fest, wie ihr über potenzielle Partner oder Begegnungen kommunizieren wollt. Welche Informationen möchtet ihr teilen, welche nicht?
Bsp. Wollt ihr über Treffen informiert werden, wenn ja in welchem Zeitraum?
- Sexuelle Gesundheit und Sicherheit: Besprecht Eure Vorstellungen zur sexuellen Gesundheit und Sicherheit. Wie werdet ihr Tests und Schutzmaßnahmen handhaben?
Bsp. Es gibt nur Geschlechtsverkehr mit Kondom. Stichwort: Übertragbare Krankheiten. Vor einer Begegnung müssen sich alle Beteiligten auf STI testen lassen.
- Emotionale Grenzen: Definiert klare Grenzen bezüglich emotionaler Bindungen zu anderen Personen. Was ist für Dich und Deinen Partner/in akzeptabel und was nicht?
In meinem Podcast spreche ich mit meinem Partner Joe über unsere Erfahrungen und was wir in unserer eigene polyamore Beziehung alles gelernt haben.
Lass Dich von unseren Geschichten inspirieren und tauche in unser individuelles Beziehungskonzept ein.
Strategien für alle Fälle
Arsch retten Nr. 2. Es ist aus meiner Erfahrung wichtig, sich auf mögliche Herausforderungen vorzubereiten und zu überlegen, wie Du und Dein Partner/in mit schwierigen Situationen umgehen werdet und möchtet. Verstehe mich bitte nicht falsch, polyamore Beziehungskonzepte sind wunderbar. Allerdings haben wir das nicht von Kindheitstagen auf gelernt. Es ist tatsächlich etwas anders und dieses anders kann erlernt werden, egal wie Alt Du bist 😉
- Szenario-Diskussion: Mach Dir Gedanken, welche mögliche Situationen/ Herausforderungen auftreten könnten, und wie Du damit umgehen würdest. Besprecht dies. Was passiert, wenn einer von euch eifersüchtig wird oder sich vernachlässigt fühlt?
- Konfliktlösung: Überlegt zusammen, wie ihr Konflikte angehen werdet, die möglicherweise aufgrund dieser neuen Dynamik entstehen. Welche Strategien könnten euch helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen? Welche Konfliktstrategien passt zu Euch?
Bsp. Es ist eine herausfordernde Situation aufgetaucht, ihr wollt ein Tag (!) Pause um die Emotionen zu beruhigen und sprecht am nächsten Tag über den Konflikt.
- Rückzugspläne: Klärt, ob es eine Rückkehr zu Monogamie geben kann. Besprecht wie ihr wieder zu einer monogamen Beziehung zurückkehren könnt, falls einer von Euch feststellt, dass die offene Beziehung nicht funktioniert.
Fazit: Klare Grenzen, dann ist das Öffnen um so schöner
Puh, das ist ganz schön viel was es zu klären gibt, im Internet sieht das immer so einfach aus. Ja es ist viel, sollte aus meiner Sicht allerdings der Standard sein. Diese Fragen sollten aus meiner Sicht nur besprochen werden, wenn man die Partnerschaft öffnen möchte. Sie sollten bei jedem Beziehungskonzept gestellt werden.
Doch, da wir Monogamie überall um uns herum sehen, lernen wir durch zu schauen und denken, das ist der heilige Grahl. Doch was eben nicht gesehen und gezeigt wird. Die Einvernehmlichkeit. In der Monogamie nehmen wir an, weil es doch nur so richtig ist und nicht anders. Würden wir Einvernehmlichkeit bei dem eingehen einer Beziehung nicht annehmen sondern klären, wären es genau diese Fragen, welche ich hier aufgeschrieben habe.
Eine Partnerschaft führen bedeutet pflege und Arbeit. Das ist wunderschön, denn so lernst Du Deine Beziehungsperson immer wieder neu kennen. Es wird immer wieder eine Antwort geben, die Du noch nicht kanntest, denn jeder Person verändert sich im Laufe ihres Lebens.
Ich bin der Meinung je klarer erst mal Du Dir über Deine Bedürfnisse, Wünsche und Motivationen bist, desto einfacher ist es Gespräche mit Deiner Beziehungsperson zu führen und ultimativ dann auch die Beziehung zu öffnen. Denn wenn ihr eine Kommunikationskultur pflegt, gibt es nichts über was ihr nicht sprechen könnt.
Was natürlich passieren kann. Ihr seid Euch nicht einig. Yes, dann besteht keine Einvernehmlichkeit. Doch wie meine Ausbilderin immer sagt: Wie bereit bist Du Kompromisse einzugehen? Diese Kompromisse dürfen für Dich nicht grenzüberschreitend sein und kein Gefühl des Mangels in Dir auslösen.
Es kann dabei die Situation entstehen, dass Du merkst, Du hast ein ganz andere Vorstellung von Beziehung wie Dein Partner/in. Das ist in Ordnung und ganz ehrlich, das muss nicht gleich bedeuten dass eine Beziehung nicht möglich ist. Es wird nur „aufwendiger“. Und auch hier wieder die Frage, Wie bereit bist Du das auf Dich zu nehmen? Wie weit kannst Du JA zum NEIN Deines Parter/in sagen?
Mehr Erfahrung, Bilder und Einblicke?
Dann ist „(k)not your expectations“ genau das Richtige für Dich!
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