Was ist ein Fesseltreffen bzw. Fesselstammtisch

von | 29. Juli. 2025

Ein Fesseltreff ist ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, die eine gemeinsames Interesse haben: Fesseln mit Seil. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf der reinen Seiltechnik oder dem Austausch, sondern auch auf der Gemeinsamkeit durch das Seil.

Wo genau dieser Ort ist, das kann sehr unterschiedlich sein. Mal ist es eine private Wohnung, mal ein Club, ein Atelier, eine Workshopfläche oder auch einfach eine Wiese im Sommer. Fesseltreff ist nicht gleich Fesseltreff, dies hängt stark vom jeweiligen Format ab. Im Kern lassen sich drei Arten von Fesseltreffs unterscheiden.

Fesseltreffs ohne Fesseln – Austausch

In dieser Variante geht es nicht ums Machen, es geht ums Austauschen. Menschen treffen sich, tauschen sich aus, erzählen von ihren Erfahrungen, stellen Fragen, hören zu. Es ist eine Art Stammtisch, bei dem kein Seil für eine Fesselung in die Hand genommen wird, maximal um über Seilarten und Qualitäten zu sprechen.

Solche Formate entstehen oft in Cafés oder Bars, also an Orten, an denen Fesseln nicht möglich oder nicht erwünscht ist. Manchmal ist das aber auch eine bewusste Entscheidung, um einen einfachen Einstieg für Anfänger zu ermöglichen.

Vorteile

  • Leichte Einstiegshürde für neugierige Menschen
  • Kein Druck, performen oder funktionieren zu müssen
  • Du kannst einfach zuhören und bist nicht gezwungen etwas beizutragen

Nachteile

  • Keine körperliche Erfahrung mit dem Seil
  • Bleibt im Kopf, das eigentliche Erleben und Spüren des Seiles fehlt
  • Kann unübersichtlich oder einschüchternd sein, da viele fremde Menschen anwesend

Risiken

  • Falsches Sicherheitsgefühl, da keine praktische Umsetzung des gehörten stattfinden kann
  • Fehlende Moderation kann zu unangenehmen Gesprächen führen
  • Menschen mit übergriffiger Haltung können sich leichter „unter dem Radar“ bewegen

Fesseltreffs mit Fesseln – ohne Austausch

In manchen Fesseltreffs geschieht genau das Gegenteil, es wird nicht geredet. Der Fokus liegt auf der Seilerfahrung, auf dem Spüren, auf dem Tun. Man kommt zusammen, um zu fesseln, ohne über Alltag, Familie, Kinder oder ähnliches sich auszutauschen und kennen zulernen.

Das kann sehr kraftvoll sein. Für manche ein wundervoller Raum. Endlich zählt nur das Seil, die Nähe zu sich selbst und der Beziehungsperson. Für andere kann dies schnell zu viel sein, vor allem, wenn eigene Grenzen oder Bedürfnisse noch nicht klar sind.

Vorteile

  • Tiefe, konzentrierte Erfahrung möglich
  • Eintauchen in das, was Fesseln jenseits der Technik bedeutet
  • Für Fortgeschrittene ein Raum, um Skills zu verfeinern oder sich bewusst zu zeigen, ohne angesprochen zu werden

Nachteile

  • Kein Austausch im Vorfeld oder im Nachgang zwischen anderen Teilnehmenden möglich
  • Kaum Möglichkeit, Fragen zu stellen oder Unterstützung zu erhalten
  • Kann einsam oder kalt wirken, wenn Du den Rahmen noch nicht kennst

Risiken

  • Andere Teilnehmenden schauen beim Fesseln zu, was sich unangenehm anfühlen kann
  • Hohe unausgesprochene Erwartungshaltung an die perfekte Fesselung
  • Austausch zwischen den Teilnehmenden „geschieht ggf. auf der Straße“

Mischform – Fesseln und Austausch nebeneinander

In dieser Variante gibt es beides: Du kannst Dich austauschen, reden, Menschen kennenlernen und Du kannst fesseln. Diese Mischform ist wohl die häufigste, aber auch die Komplexeste und kann zu Spannungen führen. Es kann sein, man bekommt vielleicht Impulse oder Angebote, ohne dies zu wollen. Andere wollen einfach nur fesseln und nicht reden.

Vorteile

  • Du kannst in Deinem Tempo den Fesseltreff nutzen
  • Austausch und Praxis unterstützen einander
  • Einstieg für Fortgeschrittene, die wieder in Verbindung gehen wollen

Nachteile

  • Es ist viel los, es gibt eine extrem hohe Reizdichte
  • Unterschiedliche Erwartungshaltungen treffen aufeinander
  • Kann unübersichtlich, chaotisch werden

Risiken

  • Keine einheitliche Haltung beim Treffen spürbar
  • Missverständnisse im Konsens oder in der Dynamik
  • Anfänger verlieren sich schnell zwischen „Profis“ und Selbstdarstellung

Warum ich Fesseltreffs für Anfänger nicht empfehle

Wenn Du ganz am Anfang stehst, brauchst Du andere Möglichkeiten. Räume, in denen Du lernen darfst, ohne Dich beweisen zu müssen. In denen Du Fragen stellen darfst, ohne Dich zu schämen oder Angst haben musst, bewertet zu werden.

Räume, in denen Dein Körper nicht sofort im Mittelpunkt steht. Es geht darum, dass Du überhaupt erstmal herausfinden darfst, was sich für Dich stimmig anfühlt.

In einem Fesseltreff fehlt oft genau dieser klare Rahmen. Niemand hat die Verantwortung für Dich oder Deine Erfahrung. Die Menschen dort sind in erster Linie fremd und nicht bekannt. Sie fesseln aus ihrem eigenen Wunsch heraus.

Viele gehen davon aus, dass Du Deine Bedürfnisse und Grenzen selbst benennen kannst. Doch genau das ist für viele Anfänger (noch) nicht möglich.

Fesseltreffs in Süddeutschland

Ich empfehle keine Fesseltreffs bzw. Stammtische für Anfänger. Sie sind aus meiner Sicht nur für erfahrene Fessler geeignet, die sich bereits Konsens, Eigenverantwortung und emotionaler Sicherheit im Seil praktisch leben, nicht nur kennen oder wissen.

Fazit: Finde Deine Art des Fesseltreffs

Fesseltreffs sind ein faszinierendes Feld. Sie können inspirierend, verbindend, herausfordernd oder verstörend sein. Sie sind keine sicheren Räume, sie sind Räume mit Möglichkeiten. Du entscheidest immer, ob Du in diese Treffen gehen möchtest oder nicht.

Vergiss nicht: Dein Körper hat das letzte Wort, Du musst nirgendwo dazugehören, um Dich selbst zu erfahren. Es hat Gründe, warum wir im Körper, Unsicherheit, Nervosität und Überforderung fühlen.

Wenn Du Dir Räume wünschst, die Dich auf Deinem Weg wirklich halten und begleiten, findest Du sie vielleicht nicht im klassischen Fesseltreff. Vielleicht in einer professionellen Fesselsession, einem Anfänger-Workshop, ein Selbstfesselungs-Kurs oder einem ganz anderen Rahmen, der für Dich gut und unterstützend ist.

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