Immer wieder werde ich gefragt, was braucht es für eine funktionierende, glückliche und bewusste Beziehung bzw. romantische Partnerschaft.1984 hat Robert Sternberg das Modell der Triade der Liebe geschaffen. Dieses Model zeichnet ab, was Menschen motiviert, in eine Beziehung zu gehen. In meiner Sex-Coach-Ausbildung habe ich das erste Mal von diesem Model gehört und war fasziniert. Es zeichnet so viele Bereiche des Einzelnen ab und zeigt so leicht und einfach auf, wo es ggf. haken könnte.

Angelehnt an dieses Model gibt es aus meiner Sicht drei Säulen, welche das Fundament einer jeden Partnerschaft sein sollte. Fehlt eine Säule, kann es früher oder später zu Probleme in der Partnerschaft kommen, sollte nicht bewusst sein, welche Beziehungsmodell gelebt wird. Gleichzeitig kann aber jede Säule nachträglich aufgebaut werden, wenn alle Partner dasselbe wollen.

Säule 1: Vision

Unter der Säule Vision ist zu verstehen, ob die Partner dieselbe Vorstellung ihrer Partnerschaft haben. Gibt es gemeinsame Ziele bzw. haben sie gleiche oder ähnliche Ziele. Haben sie dieselbe Ausrichtung im Leben. Haben sie ein ähnliches oder gleiches Wertesystem. Gibt es gemeinsame Vereinbarungen, ist ein Commitment vorhanden? Haben sie dieselbe Richtung im Leben?

Beispiel: Kinderwunsch, Religion, Beziehungskonzept, Immobilie, Reisen, Auswanderung,

Säule 2: Intimität

Oft wird die Säule Intimität und Sexualität gleichgesetzt, doch da gibt es einen riesen großen Unterschied. Intimität kann in drei Bereichen auftreten, mental, emotional und körperlich. Es bedeutet, sich einer Person vertraut zu machen. Bei Intimität entsteht eine zwischenmenschliche Verbindung.

Beispiel: Offener Austausch von Gefühlen und Gedanken. Gegenseitig bei Projekten unterstützen, Geborgenheit, Geheimnisse teilen, Verlässlichkeit in harten Zeiten.

Niemand hat sich euch vertraut gemacht und auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr seid, wie mein Fuchs war. Der war nichts als ein Fuchs wie hunderttausend andere. Aber ich habe ihn zu meinem Freund gemacht, und jetzt ist er einzig in der Welt.

Der kleine Prinz

Säule 3: Sexualität

Die letzte und wohl die motivierende Säule in Beziehung mit anderen Menschen zu gehen. Oft wird diese Säule auch verwendet, um das Gefühl des Allein sein zu vermeiden. Hier zählt alles dazu, was mit Sexualität und körperliche Anziehungskraft zusammen hängt. Die Person muss attraktiv wirken/ aussehen, sonst befasst man sich nicht mit dieser.

Meistens ist es so, dass der Fokus am Anfang der Beziehung stark auf dieser Säule ruht, von Monat zu Monat dieser Fokus allerdings bei einem oder mehreren Partnern allerdings mehr und mehr verschwindet.

Beispiele: Sexuelle Bedürfnisse und Wünsche, Befriedigung, Lust und Erregung, Leidenschaft.

Beziehungsmodelle nach Sternberg

Je nachdem, welche Säule(n) in einer Beziehung bedient werden, gibt es unterschiedliche Beziehungsmodelle.

• Nicht Liebe: Keine der drei Säulen. Somit auch keine Beziehung.
• Sympathie: Säule Intimität
• Verliebtheit: Säule Sexualität
• Leere Liebe: Säule Vision
• Wahre Liebe: Säule Intimität + Sexualität
• Freundschaftliche Liebe: Säule Intimität + Vision
• Alberne Liebe: Säule Sexualität + Vision
• Bewusste Liebe: Säule Intimität+ Vision + Sexualität

Ich höre beim Schreiben bereits Dein Verstand sagen, „ich habe die bewusste Liebe bzw. Beziehung“ und wenn das so ist, herzlichen Glückwunsch. Doch aus meiner Erfahrung muss ich Dir leider sagen, dass die wenigstens Beziehungen bewusst sind und auf drei Säulen aufgebaut sind. Die meisten haben die „alberne Liebe“.

Mein Fazit: Wir stecken fest, doch alles ist erlernbar

Meine Erfahrung und meine Beobachtung bringt mich zu dem Fazit, dass in unserer kompletten menschlichen Entwicklung alles dafür getan wird, dass wir uns fortpflanzen und eine (Klein-)Familie gründen. Übrigens, das gehört nicht zu unserem natürlichen Trieb. Ein Trieb ist etwas, wenn wir dem nicht nachgehen, sterben wir. Essen, Trinken, Schlaf sind Triebe. Sexualität, Fortpflanzung ist kein Trieb, sondern angelernt.

Kinder schnappen es von überall auf, sie sehen Menschen mit Babys auf dem Arm und wollen es auch. Es geht weiter im Kindergarten, Schule, Film und Fernsehen etc. Ich höre immer wieder „wir haben unser Kind nie dazu gedrängt eine Puppe zu tragen“. Dass aber das Kind mehr sieht, wie nur die eigenen Eltern, wird übersehen. Zurück zur Fortpflanzung.

Zur Gründung einer Familie gehört offensichtlich Sexualität (Zeugungsakt) und eine Vision (Familie). Doch die Intimität geht dabei unter und oh, wir wundern uns alle, warum sich so viele Eltern scheiden lassen, wenn die Kinder beginnen selbstständig zu werden. Achtung, ich übertreibe hier bewusst. Es gibt mit Sicherheit noch mehr Gründe, aber ich bin der Meinung, dass viele Familien zerbrechen, weil die Intimität zwischen den Eltern schlicht und ergreifend fehlt und sehr wahrscheinlich noch nie wirklich da war.

Sätze wie, „wir haben uns einfach nichts mehr zu sagen“ oder „wir können uns nicht mehr anschauen“ sind nur ein Indiz darauf, dass Intimität in der Beziehung fehlt. Doch keine Sorge, das alles ist erlernbar, wenn die Beteiligten es auch wollen. Dazu gehören immer mind. zwei.

Ich bin absolut keine Verfechterin, der bewussten Beziehung. Jede Person soll Beziehung führen, wie diese es möchte. Doch wovon ich eine absolute Verfechterin bin, ist zu wissen, was man möchte und was nicht, gepaart mit einer klaren, ehrlichen, direkte Kommunikation.

Was bringt es einer Person, wenn diese in einer Kleinfamilie steckt und eigentlich nie eine Familie wollte, oder eine Person möchte unbedingt Kinder, kann sich aber nicht vorstellen, die Säule Sexualität zu leben? Es gibt für alles eine Lösung, doch ich glaube, wir müssen erst einmal offen dafür sein: Weg vom klassischen Leben-Beziehungs-Bild hin zu einem, was will ich wirklich.

Doch solange dieser Schritt nicht geschieht, steckt die Gesellschaft in einem Bild von Kleinfamilien-Schein-Romantik-Diktat (alberne Liebe) fest und glaubt, dies wäre der einzige richtige wahre Weg. Dabei gibt es diesen einen richtigen Weg einfach nicht. Jede Person darf ihren eigenen individuellen Weg finden und lernen diesen zu gehen, unabhängig davon, ob es den Wünschen der Gesellschaft, Familie, etc. entspricht.

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