Risiken bei Shibari und Bondage

von | 10. Nov. 2023

In diesem Leitfaden geht es um die Sicherheit beim Fesseln, speziell für Ropemodels, also diejenigen, die gefesselt werden, und Rigger, die das Fesseln durchführen. Es ist wichtig zu verstehen, dass trotz aller Professionalität und Erfahrung im Bereich des Fesselns immer ein Risiko von Verletzungen besteht. Spaß zu haben ist zwar entscheidend, aber es ist genauso wichtig, die Gefahren zu erkennen und zu verstehen.

Risiken lassen sich zwar minimieren, aber niemals komplett ausschließen. Es ist entscheidend, dass sowohl der Rigger als auch das gefesselte Modell verantwortungsbewusst handeln. Dieser Leitfaden gibt allgemeine Empfehlungen, die jedoch nicht für jede Situation, jedes Modell oder jeden Körpertyp gelten können. Jeder Körper ist einzigartig, daher kann das, was für eine Person sicher ist, für eine andere gefährlich sein.

Einfachheitshalber spreche ich in diesem Artikel von „dem Rigger“ und „dem Model“. Gemeint sind allerdings alle Geschlechter in jeder Rolle!

Einleitung

Die Kommunikation zwischen dem Rigger und dem gefesselten Partner ist von größter Bedeutung. Der Rigger muss sicherstellen, dass die Fesselung so sicher wie möglich ist, und das Modell sollte alle Bedenken und Gefühle offen kommunizieren. Besonders wenn man neu im Fesseln ist, kann es schwierig sein, seine eigenen Gefühle und Reaktionen einzuschätzen. In solchen Fällen ist es wichtig, frühzeitig und ehrlich mit dem Rigger zu sprechen.

Es ist auch wichtig zu betonen, dass Sicherheit immer Vorrang hat. Egal ob bei einem BDSM-Spiel, einem Foto-Shooting oder einer Performance – die Sicherheit des Modells steht über allem. Wenn du Fragen hast oder unsicher bist, scheue Dich nicht, deinen Rigger zu fragen. Denke daran, dass ein verantwortungsbewusster Umgang mit dem Fesseln nicht nur Spaß, sondern vor allem Sicherheit gewährleistet.

Verantwortlichkeit

In der Welt des Shibaris trägst allein Du die Verantwortung für Deine Sicherheit und dein Wohlbefinden. Es liegt in Deiner Hand zu entscheiden, wer Dich fesseln darf. Dabei ist es entscheidend, dass Du Dich über die damit verbundenen Risiken informierst, auch wenn diese manchmal unvorhersehbar sein können. Wenn Du Dich während einer Fesselung nicht wohl fühlst oder unglücklich bist, zögere nicht, es sofort zu sagen.

Es ist wichtig, kontinuierlich dazuzulernen, achtsam zu sein und Deine eigenen Grenzen zu kennen, vor allem im Hinblick auf Dein Wissen über das Fesseln (Shibari). Beschäftige Dich mit Deiner Anatomie und persönlichen Schwachstellen. Natürlich solltest Du dem Rigger auch eventuelle Gesundheitsprobleme offen kommunizieren. Informiere ihn über relevante Details, wie Deine geistige und körperliche Verfassung oder Verletzungen, die die Fesselung beeinflussen könnten.

Rigger

In der Welt des Fesselns spielt der Rigger eine entscheidende Rolle. Idealerweise sollte Dein Fesselpartner nicht nur gut kommunizieren können, sondern auch über fundierte Kenntnisse der Anatomie verfügen. Er sollte sich der potenziellen Risiken bewusst sein und im Ernstfall wissen, welche Notfallmaßnahmen zu ergreifen sind. Erfahrung ist hierbei ebenso wichtig wie Offenheit, um eigene Fähigkeiten zu erweitern.

Wenn Bondage für euch beide Neuland ist, ist das völlig in Ordnung. Jeder fängt schließlich einmal an. In solchen Fällen könnt ihr dieses Kapitel gemeinsam erkunden. Es kann jedoch herausfordernd sein, die Fähigkeiten eines Riggers einzuschätzen. Auch wenn es einige Anzeichen gibt, sind diese nicht immer verlässlich. Ein Rigger könnte in der lokalen Szene bekannt sein, viele Menschen gefesselt oder Events organisiert haben und dennoch kein guter Rigger sein.

Letztendlich liegt es an Dir zu entscheiden, von wem Du Dich fesseln lassen möchtest. Diese Entscheidung kann Dir niemand abnehmen – sie liegt allein in Deinem Urteil. Es ist schwer im Voraus zu sagen, wie gut Du mit jemandem beim Fesseln harmonierst, bevor Du es nicht ausprobiert hast. Daher ist es ratsam, langsam zu beginnen, die Fesselsession im Voraus zu besprechen und viele der hier genannten Tipps zu berücksichtigen.

Die folgenden Punkte sollen Dir helfen, die Entscheidung zu treffen, ob Du Dich auf ein Fesselabenteuer mit einem potenziellen Rigger einlassen möchtest oder nicht. Es ist wichtig, auf Dein Bauchgefühl zu hören und sich nur dann auf das Abenteuer einzulassen, wenn Du Dich dabei sicher und wohl fühlst.

Fesselerfahrung

Es ist verlockend zu denken, dass viel Erfahrung im Fesseln automatisch sicherere Bondagetechniken bedeutet. Aber Vorsicht ist geboten: Erfahrung allein ist nicht immer ein verlässlicher Indikator für sicheres Fesseln. Es könnte bedeuten, dass ein Rigger jahrelang auf gefährliche Weise gefesselt hat und nur durch Glück keine Verletzungen verursacht hat. Dennoch kann Erfahrung in Verbindung mit anderen Faktoren ein wichtiges Qualitätsmerkmal sein.

Selbstsicherheit

Es ist auch entscheidend zu hinterfragen, wie sicher sich der Rigger selbst bezüglich seiner Fähigkeiten fühlt. Einige Rigger sind zu Recht selbstbewusst, während andere sich möglicherweise überschätzen. Selbstsicherheit allein reicht nicht aus, um die Qualität eines Riggers zu beurteilen. Wenn ein Rigger viel Erfahrung vorweist, aber übertrieben selbstsicher wirkt und mit Namen und Zahlen um sich wirft, sollte man diese Angaben nicht einfach ungeprüft hinnehmen.

Referenzen

Es ist ratsam, sich gründlich über potenzielle Rigger zu informieren. Sprich mit anderen, hole Referenzen ein und tausche Dich mit Personen aus, die den Rigger aus der lokalen Szene oder Clubs kennen. Nur so kannst Du ein ausgewogenes Bild von seinem Ruf und seiner Art zu fesseln bekommen. Eine umfassende Recherche und der Austausch mit anderen können Dir helfen, einen vertrauenswürdigen und kompetenten Rigger für dein Fesselabenteuer zu finden.

Anatomie

Ein grundlegendes Verständnis der menschlichen Anatomie und Kenntnisse über häufig auftretende Verletzungen sind entscheidend, um Deine Fesselerfahrung sicherer und angenehmer zu gestalten. Wenn Nerven verletzt werden, kann das zu Taubheitsgefühlen oder sogar zu einer Muskelschwäche führen, die bis zum Funktionsverlust des betroffenen Körperteils führen kann. Daher ist es von größter Wichtigkeit, alles zu tun, um Nervenschäden zu vermeiden.

Leider ist dies nicht immer einfach, besonders bei Techniken wie der Hängebondage (englisch: Suspension), bei der Nervenschäden zu den häufigsten fesselassoziierten Verletzungen gehören. Es ist daher unerlässlich, äußerste Vorsicht walten zu lassen und sich gründlich mit der menschlichen Anatomie vertraut zu machen, um diese Risiken zu minimieren. Ein bewusster Umgang mit dem eigenen Können und ein kontinuierliches Streben nach Wissen sind der Schlüssel, um deine Fesselerfahrung nicht nur sicher, sondern auch genießbar zu machen.

Nerven- und Kreislauf

Wenn Du ein Stechen, Kribbeln oder das Gefühl hast, dass eine deiner Gliedmaßen „eingeschlafen“ ist, sendet dein Körper ein Warnsignal aus – etwas stimmt nicht. Diese Empfindungen können auf Nerven- oder Kreislaufprobleme hinweisen. Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Symptome nicht ignoriert werden sollten, denn sie könnten Anzeichen für ernsthafte gesundheitliche Probleme sein.

Nervenschäden und Durchblutungsstörungen sind die beiden häufigsten Gründe für solche Beschwerden. Es gibt bestimmte Symptome, die dabei helfen können, zwischen diesen beiden Ursachen zu unterscheiden. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass eine Nervenschädigung mit ihrem stechend-kribbelnden Gefühl nur einen bestimmten Teil der Hand oder des betroffenen Bereichs betrifft. Im Gegensatz dazu wirkt sich eine Durchblutungsstörung auf den gesamten Bereich aus.

Es ist wichtig, diese Signale Deines Körpers ernst zu nehmen und ärztlichen Rat einzuholen, wenn Du solche Symptome bemerkst. Gesundheitliche Probleme sollten nie auf die leichte Schulter genommen werden, und ein rechtzeitiges Handeln kann ernsthafte Komplikationen verhindern. Also, wenn Dein Körper Dir solche Signale sendet, höre auf ihn und kümmere Dich um Deine Gesundheit.

Während einer Fesselung gibt es einige Maßnahmen, um Nervenprobleme zu überprüfen:

  • Dein Rigger kann Dich bitten, ihm fest die Hand zu drücken, um die Stärke Deiner Handmuskeln zu testen.
  • Er kann seine Hand auf Deinen Handrücken legen und Dich auffordern, dagegen zu pressen, um andere Muskeln und Nerven zu überprüfen.
  • Durch sanftes Streichen mit den Fingernägeln über Deinen Handrücken kann er prüfen, ob ein Taubheitsgefühl auftritt.
  • Du kannst Deine Beweglichkeit und Sensibilität testen, indem du Deine Finger berührst, eine Faust ballst oder Deine Hände gegen Deinen Rücken oder die Seile presst.

Wenn die anfänglichen Symptome länger als 2 Stunden nach einer Fesselung anhalten, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen oder in die Notaufnahme zu gehen. Ärzte unterliegen der Schweigepflicht, also sei offen und ehrlich. Das Internet kann niemals professionelle Hilfe ersetzen, also verlasse Dich nicht ausschließlich auf Online-Informationen.

Kreislaufprobleme können während des Fesselns auftreten, da der Blutfluss behindert wird. Obwohl nicht so gefährlich wie Nervenprobleme, sollten auch sie nicht ignoriert werden. Die Veränderung der Hautfarbe, die blass oder bläulich wird, ist ein Anzeichen für Durchblutungsstörungen. Diese Symptome sind individuell unterschiedlich und können bei verschiedenen Modellen unterschiedlich schnell auftreten.

Kommunikation mit Deinem Fesselpartner ist hier entscheidend. Es ist ratsam, Deinen Rigger im Voraus über solche Eigenheiten zu informieren, um sicherzustellen, dass die Fesselung sicher und angenehm verläuft.

Linderung

Es gibt einige Möglichkeiten, Durchblutungsstörungen während einer Fesselung zu lindern.

  • Der Rigger kann die Seile entlasten, indem er seine Finger unter die Seillage fährt und sie neu positioniert.
  • Du kannst auch versuchen, die betroffenen Muskeln kurz anzuspannen oder Pumpbewegungen mit den Händen zu machen, um den Blutfluss zu fördern.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome nach der Entfesselung praktisch sofort verschwinden sollten.

Durchblutungsstörungen sind zwar kein Anzeichen für Nervenschäden, können diese jedoch überdecken. Wenn die ganze Hand taub ist und kribbelt, ist es schwer festzustellen, ob auch Nervenverletzungen beteiligt sind. Wenn Du unsicher bist oder Symptome bemerkst, die Dir komisch vorkommen, ist es Zeit, sich entfesseln zu lassen. Denke daran, eine Fesselung kann später jederzeit wiederholt werden.

Nervenschäden können sehr schnell auftreten und sind besonders gefährlich, da der Schaden bereits geschehen ist, wenn Du das Problem bemerkst. Im Gegensatz dazu verursachen Durchblutungsstörungen oder Blutstau Symptome lange bevor sie gefährlich werden können. Daher ist es entscheidend, Deinem Rigger sofort mitzuteilen, wenn etwas nicht richtig anfühlt. Schnelles Handeln kann potenziellen Schaden reduzieren oder sogar verhindern.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Nervenschäden kumulativ auftreten können und sich im Laufe der Zeit durch wiederholte und riskante Fesseln an denselben Stellen verstärken können. Wenn Du eine Nervenschädigung erlitten hast, wird empfohlen, das betroffene Areal für mindestens 6 Monate fesseltechnisch zu meiden, um eine vollständige Erholung der Nerven zu ermöglichen.

Deine Gesundheit steht immer an erster Stelle, also sei achtsam und kommuniziere offen, um ein sicheres und angenehmes Fesselerlebnis zu gewährleisten.

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