Warum Du beim Fesseln nie „nicht gut genug“ bist: Eine Einladung zum Loslassen

von | 23. Aug. 2024

Heike Schmidt lud zur Blogparade: Nicht gut genug. Ist das wirklich wahr? ein. Ein Thema was uns alle auf die ein oder andere Art und Weise wohl täglich begleitet. Gerade auch dann, wenn man etwas Neues lern. Noch extreme wird der Gedanke, wenn man beginnt sich zu vergleichen.

Ich hatte beim Fesseln oft den Gedanken nicht gut genug zu sein, schließlich habe ich all die großen Meister/innen gesehen. Gesehen, was sie fesseln und mit dem Seil alles abfackeln können. Ich war tatsächlich kurz davor, die Seile in die Ecke zu schmeißen und Fesseln ein, für alle Mal an den Nagel zu hängen.

Die Last der Selbstzweifel

Diese Last kennst Du bestimmt, ich brauche Dir nicht erzählen, was Selbstzweifel sind, ich brauche Dir nicht erzählen, wie sie sich anfühlen. Das weißt Du alles. Doch was Du vielleicht noch nicht weiß, Selbstzweifel entsteht hauptsächlich durch zwei Dinge: Leistungsdruck und Vergleicheritis / Konkurrenzdenken.

Leistungsdruck, weil Du denkst, Du müsstest für jemanden etwas in einer fiktiven Zeit machen. Meistens, so zumindest meine Erfahrung, setzen wir uns selber unter Druck. Wir setzen uns selber eine nicht erreichbare Zeit, in der wir etwas schaffen müssen.

Wir haben nie gelernt, was unser individuelles Tempo ist, wir haben nie gelernt was Kooperation/ Partnerschaft statt Konkurrenz ist. Niemand hat uns erklärt, wie wir unser individuelles Tempo herausfinden. Es ging immer nur darum, z. B. in der Schule in 60 Minuten ein Diktat zu schreiben. Wenn man das nicht geschafft hat, war man zu langsam.

Es geht immer darum, dass wir so sein müssten, wie die schnellste Leistung, die teuerste Leistung, die höchste Leistung in kürzester Zeit. So auch beim Fesseln. Die Seile müssen perfekt, optisch ordentlich sein, die Fesselung muss außergewöhnlich sein und am besten hast Du Fesseln im Schlaf gelernt.

Wehe Du brauchst zu lange, doch zu lange für wen? Wer sagt Dir denn, dass Du zu langsam bist, zu unsicher, zu langweilig, zu verrückt? Einfach nicht perfekt nicht so wie es sein sollte. Was ist Dein Maßstab?

Perfektion ist nicht das Ziel: Fesseln als persönliche Erfahrung

Aus meiner Sicht ist Fesseln kein Konkurrenzwettbewerb, auch wenn dies gerne in unserer Gesellschaft generell so propagiert wird. Es gibt nicht das eine richtige Fesseln. Es gibt keine Fesselpolizei, die Dich verhaftet, weil Du etwas nicht richtig gemacht hast. Denn das gibt es einfach nicht.

Ja es gibt Fessellehren, Fesselschulen, welche nach speziellen Vorgaben Fesseln. Doch es passiert nichts, wenn Du das nicht tust. Du kommst auch deswegen nicht in die Hölle!

Worum es beim Fesseln wirklich geht, ist die Verbindung zu sich selber und zu Deinem Partner/in. Es geht darum, dass ihr zusammen ein Momentum kreiert. Etwas zusammen erlebt und für immer Eures sein wird.

Dabei darfst Du Dein Stil und Deine Art und Weise zu fesseln erforschen und entdecken.

Bodenfesselung Ipponawa
Meine Art und Weise zu fesseln, sieht oft so aus xD

Der Wert des Anfangs: Warum Unsicherheiten Teil des Prozesses sind

Wahrscheinlich wirst Du Dir denken, WTF Julia, warum soll Unsicherheit ein Teil meiner Reise sein, das will ich nicht. Das verstehe ich wirklich mehr als gut, denn so habe ich früher auch gedacht. Doch auch aus meiner Erfahrung kann ich Dir sagen:

Unsicherheit lässt Dich achtsam sein, Unsicherheit lässt Dich wachsam sein und Unsicherheit lässt Dich Erfahrungen machen, wie eine Fesselung funktioniert oder nicht.
Du wirst Fehler machen, doch genau diese Fehler brauchst Du, um sicherer zu werden. Denn diesen einen Fehler wirst Du nie wieder machen.

Einen Fortschritt erkennst Du daran, wie viele Erfahrungen Du beim Fesseln gemacht hast und was Du aus diesen Erfahrungen machst. Meine Erfahrungen haben mich zu meinem persönlichen Fesselstil gebrach. Keine Kopie, kein Fesselsystem. Meine persönliche Art, welche aus meinen Erfahrungen entstanden ist.

In welchem Bereich in Deinem Leben kannst Du denn schon behaupten, das ist mein Stil?

Loslassen statt festhalten: Wie Du den Flow beim Fesseln findest

Das Gefühl und die Gedanken nicht gut genug zu sein, verschwinden allerdings meistens nicht nur dadurch, dass Du meinen Blogartikel liest. Ich hoffe es, aber bleiben wir realistisch (sollte es anders sein, schreibe es bitte unbedingt in die Kommentare).

Doch dieser eine Satz, dieses Gefühl hindert Dich dabei in einen Flow zu kommen. Was kannst Du also tun, um das Gefühl, diesen Satz loszulassen? Es gibt mehrere Möglichkeiten. Ich teile mit Dir meine Top 3:

  • Sei mutig, ignoriere das Gefühl wie ein Mensch den Du nicht magst und fessel einfach los: Der wahrscheinlichst schwierigst Tipp. Weiter unten im Artikel werde ich Dir eine meiner Erfahrungen zu diesem Tipp erzählen.

  • Glaubenssatzarbeit: Es gibt super viele unterschiedliche Techniken, wie Du Glaubenssätze auflösen/ umprogrammieren kannst (Tapping, ThetaHealing®, Logosynthese,…)

  • Finde Frieden mit Deiner Vergangenheit: In Coachings mit meinen Klient/innen stelle ich immer wieder fest, dass solche großen Überzeugungen in der Kindheit entstanden sind. Es kann oft schon helfen, sich mit seiner Kindheit zu beschäftigen und dort Frieden zu finden (Familienaufstellungen, Anteilarbeit, etc.)

Mein persönliches„ich bin nicht gut genug“

Als ich als Riggerin mit dem Fesseln begonnen hatte, war ich in einer Fesselgemeinschaft mit sehr unterschiedlichen Menschen und Fesselstilen. Ich konnte mir nicht im Traum vorstellen, bei einem Fesseltreffen vor den Augen aller anderen, die so viel besser waren als ich, zu fesseln.

NEVER EVER!

Ich habe immer brav vom Rand aus zugeschaut oder habe mich selber fesseln lassen. Aber nie als Riggerin. Dies änderte sich an einem Abend im Mai. Es war BoundCon Wochenende und ich besuchte mit meinem damaligen Rigger und seinem anderen Ropmodel (S) die Messe.

Am Abend veranstaltet das Hotel der Aussteller eine kleine „After-Messe-Party“. Es war sehr minimalistisch, aber es lief gute Musik. Wir saßen mit weiteren Besuchern zusammen am Tisch und S fragt mich, ob ich sie fesseln wollen würde.

Ich dachte nur „Ja natürlich will ich, aber neben uns sitzt X, daneben Y und ganz zu schweigen von Z. Alles große Fesselkünstler welche auf der Messe auftreten und mitzuteilen eigenen Schulen. Wer bin ich da, dass ich jetzt fessle. ICH BIN NICHT GUT GENUG DAFÜR“.

Mein Rigger schaute mich an und meinte: „Du kannst das“. Mit zittrigen Knien, Übelkeit vom anderen Stern begab ich mich mit S. in die Mitte des Raumes, ich schloss meine Augen, atmete tief ein und aus und nahm das Seil in die Hand. Viel mehr weiß ich von der Fesselung nicht mehr.

Nach dem Fesseln kamen einige Menschen auf mich zu und fragten, wann ich denn den nächsten Auftritt auf der Messe hätte, sie würden mir gerne nochmals zuschauen wollen. Es wäre so wunderschön und einzigartig gewesen.

Ich war wirklich geplättet, seit diesem Abend habe ich kein Problem mehr in einer Gruppe zu fesseln. Ich war einmal mutig, stellt mich meinen Gedanken und Überzeugungen und hatte gewonnen. Der Rest ist Geschichte.

Die Freiheit, genug zu sein

Was ich kann, kannst Du ebenfalls. Erlaube Dir Deinen Weg zu finden, wie Du mit Deinen limitierenden Gedanken umgehst und ja vielleicht sogar „besiegst“. Erlaube es Dir, befreie Dich von Vergleichen und erinnere Dich daran, dass es völlig ausreicht, dass DU BIST.

Shibari Kurs Connection

Du möchtest Fesseln lernen?

In meinen Räumen werden alle Teilnehmenden gesehen, wie sie sind. Die Gruppengröße wird bewusst klein gehalten (max. 5 Paare), damit Du Dich wohlfühlst und eine individuelle Betreuung möglich ist. Es geht nicht nur um Knoten, Technik, Sicherheit. Du lernst auch,

  • … wie Du Deine Bedürfnisse und Grenzen kommunizierst
  • … Fesseln im Flow
  • … Übungsgruppe nach dem Workshop

Fesseln ist mehr als Knoten lernen und diese an einen Körper legen! Konsum und Mainstream war gestern. Bei mir geht es tiefer, bewusster und intimer. Ich biete Dir Erfahrungsräume, in denen Du Dich mit Deinem Partner/in sicher ausprobieren kannst.

2 Kommentare

  1. Heike Schmidt

    Liebe Julia,
    ich freue mich, dass du an meiner Blogparade teilgenommen hast. Was für wunderbaren Artikel. Ich kann mich in vielem wieder erkennen: Das eigene Tempo finden. Den Perfektionismus, den Vergleich und den Wettbewerb loslassen. Fehler als Erfahrungen wahr nehmen. Und schließlich mutig dem Neuen entgegengehen.
    Ich danke dir sehr für deine tiefen und wertvollen Reflexionen.
    Mit einem verbundenen Gruß an dich
    Heike

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